Für Experten war es eine Frage der Zeit: Das Zika-Virus wurde erstmals auf deutschem Boden übertragen. Passiert ist es beim Sex ohne Kondome. Eine Gefahr sehen Experten hierzulande aber nach wie vor nicht.
Erstmals hat sich nachweislich ein Mensch in Deutschland mit dem Zika-Virus angesteckt. Eine Frau infizierte sich beim ungeschützten Sex bei ihrem Partner, der nach einem Aufenthalt in Puerto Rico erkrankt war. Das teilte das Robert Koch-Institut (RKI) mit. Es sei angesichts der Jahreszeit und der geografischen Lage auszuschließen, dass Mücken das Virus übertragen hätten, hieß es.
Der Partner der Frau hatte sich den Angaben zufolge bis Anfang April in Puerto Rico aufgehalten und dort mit Zika angesteckt. Zum Wohnort des Paares machte das RKI auch auf Nachfrage keine Angaben. Ähnliche Fälle sind auch in anderen europäischen Ländern beobachtet worden.
„Wir haben damit gerechnet, dass es früher oder später zu einer Übertragung kommen wird“, sagte Christina Frank von der RKI-Abteilung für Infektionsepidemiologie. Die Weitergabe des Virus von einem erkrankten Reiserückkehrer an einen Sex-Partner sei hierzulande wahrscheinlicher als die Übertragung durch Stechmücken – insbesondere in dieser Jahreszeit. Fälle sexueller Übertragung seien auch in Zukunft nicht auszuschließen.
Gleichwohl sei es möglich, sich zu schützen, betonte Frank: Rückkehrern aus von Zika betroffenen Ländern werde geraten, mindestens ein halbes Jahr lang auf ungeschützten Sex mit Schwangeren zu verzichten. Bei Nicht-Schwangeren rate die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens einen Monat lang nach der Rückkehr zu geschütztem Sex.
Das RKI verzeichnete nach Angaben Franks seit vergangenem Herbst 49 Fälle von an Zika erkrankten Reiserückkehrern. Hinzu kommt nun die Frau, die sich beim Sex angesteckt hat und selbst nicht verreist war.
Fälle von Schwangeren, die mit einer Zika-Infektion zurückgekommen sind, seien bisher in Deutschland nicht bekannt. Aus Slowenien wurde der Fall einer Schwangeren dokumentiert, die sich in Brasilien ansteckte und sich wegen schwerer Schädelfehlbildungen bei dem Fötus zur Abtreibung entschied.
Die sexuelle Übertragbarkeit des Virus sei „zeitlich sehr begrenzt“, sagte Professorin Regine Heilbronn, Leiterin des Instituts für Virologie der Berliner Charité. „Ansteckend ist ein Patient nur in der akuten Phase der Zika-Virus-Infektion und auch noch einige Wochen bis möglicherweise Monate danach.“ Selbst bei ungeschütztem Sex müsse es aber nicht zwangsläufig zu einer Infektion kommen.
In erster Linie wird das Zika-Virus durch den Stich bestimmter infizierter Mücken übertragen. Es wird für Schädelfehlbildungen von Babys verantwortlich gemacht, deren Mütter sich während der Schwangerschaft mit Zika infiziert haben. Die sogenannte Mikrozephalie führt meist zu geistiger Behinderung.
Bei Erkrankten äußert sich die Infektion vor allem mit Hautausschlag und Gelenkschmerzen. Aktuell verbreitet ist das Virus vor allem in Mittel- und Südamerika und der Karibik.
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