Infektionskrankheiten

Warnung vor Reisen in Ebola-Gebiete

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Berlin/Conakry/Monrovia -

Wegen der Ebola-Ausbreitung in Westafrika rät das Auswärtige Amt von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Die medizinische Versorgung in den betroffenen Staaten sei defizitär, heißt es in den aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen des Ministeriums. Eine Ausbreitung der Infektionskrankheit in Nachbarländer sei nicht auszuschließen. Bereits gestern hatten die USA eine Reisewarnung für die drei Staaten herausgegeben.

Unterdessen will die Weltgesundheitsorganisation WHO den Kampf gegen die Epidemie mit einem 100-Millionen-Dollar-Programm verstärken. Der Aktionsplan soll heute in Conakry, der Hauptstadt Guineas, gestartet werden. Damit soll unter anderem deutlich mehr medizinisches Personal eingesetzt werden können.

Bislang fielen laut WHO etwa 730 Menschen dem Erreger zum Opfer. Die Epidemie geht Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich auf Flughunde zurück. Entweder seien manche der Tiere in der Region schon seit langem Träger des Virus', oder ein infizierter Flughund sei aus Zentralafrika hergezogen, berichten Forscher im Fachmagazin „PLOS Neglected Tropical Diseases“. Ob Tiere der Region Ebola-Erreger tatsächlich in sich haben, werde derzeit untersucht.

Der derzeitige Ausbruch geht auf das Zaire-Ebolavirus (ZEBOV) zurück, eine von fünf bekannten Arten der Erreger – und mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 90 Prozent die gefährlichste. Erstmals nachgewiesen wurde dieses Virus 1976 im heutigen Kongo, seither gab es mehrmals Ausbrüche in Regionen Zentralafrikas. Diese liegen aber Tausende Kilometer vom Westen des Kontinents entfernt, wo das Zaire-Ebolavirus bis vor wenigen Monaten noch nie nachgewiesen wurde.

Es sei unwahrscheinlich, dass ein Mensch den Erreger nach Guinea gebracht habe, schreiben Daniel Bausch und Lara Schwarz. Es gebe kaum regelmäßige Handels- oder Reiserouten zwischen Zentralafrika und Guinea. Zudem liege das Ebola-Epizentrum Guéckédou, wo das Virus wahrscheinlich zum ersten Mal aufgetreten sei, weit abgelegen.

Als Überträger kommen den beiden Forschern zufolge drei Flughund-Arten infrage. Die Vereinten Nationen hatten darum schon vor Wochen davor gewarnt, in der Region Flughunde und andere Wildtiere zu jagen und zu verzehren. Nach UN-Angaben werden die Tiere in Westafrika getrocknet oder auch in scharfen Suppen gegessen.

Dass es überhaupt zu einer Epidemie gekommen sei, liege zum großen Teil an den sozialen und politischen Zuständen in den betroffenen Ländern. „Solche Epidemien treten nicht zufällig auf – oft geschieht dies in Gebieten, in denen die Wirtschaft und das öffentliche Gesundheitswesen nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen am Boden liegen“, so die Forscher. Guinea, Liberia und Sierra haben in der Vergangenheit alle unter schweren politischen Unruhen gelitten.

Armut und Unterentwicklung trieben die Menschen dazu, immer tiefer in den Wäldern zu jagen. Damit wachse das Risiko, sich bei Wildtieren zu infizieren, schreiben Bausch und Schwarz. Zudem gebe es kaum medizinische Ausrüstung und anderes Material, um die Ausbreitung einer Krankheit einzudämmen. Das fange schon bei Schutzhandschuhen, Masken, sauberen Nadeln und Desinfektionsmitteln an. Als dritter Faktor kommen den Forschern zufolge die mangelhaften Koordinations- und Überwachungsmechanismen der Länder hinzu.

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