Warten auf Impfstoff-Auftrag

Apothekerin versorgt 200 Betriebsärzt:innen

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Berlin -

In vier Wochen sollen Betriebsärzt:innen die Belegschaft von Firmen gegen Covid-19 impfen können. Doch wie kommt der Impfstoff in großen Mengen in die Unternehmen? Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) prüft derzeit ein Konzept. Apothekerin Dr. Anke Saß ist auf die Lieferung von Impfstoffen spezialisiert und steht bereit. Die Inhaberin der St. Georg-Apotheke in Bamberg wünscht sich aber schnellere Informationen über die Abläufe als in der Vergangenheit, da mitunter hohe Investitionen nötig seien.

Im Kühlhaus von Saß lagern alle bundesweit verfügbaren Impfstoffe. Einen großen Teil nehmen die Vakzine zur Grundimmunisierung von Kleinkindern ein. Die Apothekerin versorgt Apotheken und Ärzte mit Impfstoffen. Vor fünf Jahren übernahm sie die Apotheke samt spezialisiertem Impfstoffversand von Dr. Georg Krauß. „Ich wollte den Schritt in die Selbstständigkeit, habe aber nicht aktiv nach einer Schwerpuntkapotheke gesucht. Umso mehr freut mich die Herausforderung“, sagt sie. Die St. Georg-Apotheke ist eine von einer Handvoll Apotheken bundesweit, die Impfstoffe seit Jahrzehnten im großen Stil bereitstellen.

Die Beschaffung der Produkte läuft überwiegend über ihren Spezialgroßhandel Acti Med. Seit knapp 30 Jahren handelt die Firma mit Impfstoffen und Immunglobulinen. Bedient wird das volle Spektrum, von saisonalen Grippeimpfstoffen über Reiseimpfungen und Vakzine gegen Kinderkrankheiten. Saß erklärt den Vorteil: „Man hat mehrere Handelsstufen, die man im Blick hat.“ Durch die Fokussierung auf einen Teilmarkt verfolge man Veränderungen stets genau und könne vorausschauend handeln und das Warenlager kurzfristig an aktuelle Erfordernisse wie Lieferengpässe anpassen.

Änderungen der Impfempfehlungen seien sofort in der Nachfrage spürbar. Im vergangenen Jahr musste das Unternehmen schnell reagieren. Es habe einen massiven Engpass bei den Impfstoffen gegen Pneumokokken gegeben, weil sich Menschen über 60 Jahre und Personen mit Vorerkrankungen aufgrund der Corona-Pandemie auch gegen Pneumokokken impfen lassen sollten, um Komplikationen im Fall einer Covid-19-Erkrankung zu vermeiden. Ein Dutzend Mitarbeiter haben die Märkte im Blick. Die rund 500 Apothekenkunden werden von Acti Med über Thermomed in aktiver Kühlung beliefert.

Die Covid-19-Impfstoffe für Betriebsärzt:innen stellen den Vertrieb vor neue Herausforderungen: Ein eigenes Konzept für die Belieferung von Betrieben hat Saß bereits fertiggestellt. Doch es gebe zahlreiche offene Fragen, sagt die Apothekerin. Wenn Corminaty wie aktuell im Auftauprozess von den Bundeslagern an die Apotheke geht, sei dies kontraproduktiv für eine deutschlandweite Zustellung. „Es wäre gut, wenn wir die Möglichkeit haben, Betriebsärzt:innen ultratiefgekühlten Impfstoff zu liefern.“ Immerhin gehe es um deutlich größere Mengen als die Zahl der Dosen, die aktuell an Kassenärzte geliefert werden.

Saß investierte noch nicht in ein Ultratiefkühllager. Die Kosten dafür beliefen sich im fünfstelligen Bereich. „Je nach Größe geht es ab etwa 15.000 Euro los. Das muss man erstmal wieder einnehmen. Bisher ist die Vergütung für Apotheke ja eher übersichtlich“, sagt sie. Für diese Mengen lohne sich die aktuelle Marge eigentlich nicht. Vielleicht werde die Lagerung auch vereinfacht. In den USA kann Comirnaty im normalen Gefrierfach verbleiben – begrenzt auf zwei Wochen bei Temperaturen von minus 25 bis minus 15 Grad. Konkrete Zusammenhänge seien noch nicht bekannt, sagt die Apothekerin. Sie hofft, dass der Bund anders als bei der Maskenvergabe die Apotheken frühzeitig informiert.

Über ihre Apotheke beliefert Saß rund 200 Betriebsärzt:innen sowie betriebsärztliche Dienste. Letztere stehen momentan im Fokus, da viele Unternehmen ihren Mitarbeiter:innen Impfungen gegen Covid-19 im Betrieb anbieten wollen. „Wir haben bereits zahlreiche Anfragen wegen Impfstoffen“, sagt Saß. Die Unternehmen wollten vor allem Comirnaty, da AstraZeneca bei Menschen unter 60 Jahren kritisch gesehen werde.

Auch der Bamberger Strumpf- und Bandagenhersteller Ofa etwa will seine rund 600 Mitarbeiter so schnell wie möglich ein Impfangebot machen. Noch gebe es keine Informationen seitens der Bundesregierung, sagt Geschäftsführer Rainer Kliewe. Er ist bereits mit der St. Georg-Apotheke in Kontakt. Vorsorglich sei bereits ein Kühlschrank für die Impfstoffe angeschafft worden. Auch die Betriebsärztin, die einen Tag pro Woche im Unternehmen ist, sei bereit.

Der Phytohersteller Bionorica will seine Belegschaft ebenfalls schnellstmöglich impfen und wartet auf eine Freigabe. Alles Notwendige ist am Standort in Neumarkt in der Oberpfalz vorbereitet. Der Sinupret-Hersteller steht demnach mit der eigenen „Corona-Taskforce“, dem betriebsärztlichen Dienst und den zuständigen Behörden vor Ort in engem Austausch. In Nürnberg erhielt Novartis bereits die Erlaubnis, die Belegschaft durch die Betriebsärzte impfen zu lassen. Der Pharmakonzern ist eines von zehn Unternehmen, das in Bayern Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommt, um den Mitarbeitern ein Impfangebot zu machen.

 

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