Übergewicht

Immigrantenkinder öfter dick dpa, 23.12.2008 16:16 Uhr

Augsburg/Köln - 

Immigrantenkinder sind häufiger übergewichtig als die Kinder deutscher Eltern. Das ergab eine Studie des Augsburger Gesundheitsamtes, das 2306 Schulanfänger in Augsburg untersucht hat. Kinder, die nicht Deutsch zur Muttersprache hatten, waren etwa doppelt so häufig übergewichtig oder fettleibig wie Deutsch sprechende Kinder. Nach Angaben der Forscher sehen Immigrantenkinder mehr fern, treiben weniger Sport und essen weniger Mahlzeiten pro Tag am gemeinsamen Familientisch. All das seien mögliche Gründe für die Ungleichverteilung, schreiben die Wissenschaftler im Deutschen Ärzteblatt.

Nach Angaben der Gruppe um die Ärztin Dr. Elisabeth Weber war insgesamt fast jedes siebte Kind übergewichtig, jedes 20. sogar fettleibig. Erhöhtes Gewicht war bei den Türkisch sprechenden Kindern besonders häufig: Hier war mehr als jedes fünfte Kind übergewichtig oder fettleibig, im Vergleich zu etwa jedem zehnten Kind deutscher Eltern. Bei Russisch sprechenden Kindern hingegen traten Übergewicht und Fettleibigkeit mit 7,6 Prozent am seltensten auf. Nach Angaben der Forscher ist die Augsburger Studie in hohem Maße repräsentativ für die Situation in ganz Deutschland.

Kinder aus Immigrantenfamilien treiben nach Angaben der Forscher seltener Sport: 63,6 waren nicht Mitglied einer Sportgruppe, verglichen mit 42 Prozent aller deutschen Kinder. Etwa zwei Drittel der Türkisch und Russisch sprechenden Kinder sahen täglich ein bis drei Stunden fern oder saßen am Computer. Das waren doppelt so viele wie unter den Deutsch sprechenden Kindern. Auch das Essverhalten unterscheidet sich stark: Türkisch sprechende Kinder aßen beispielsweise weniger Mahlzeiten am Tag und zudem weniger häufig zusammen mit der Familie. Die Ergebnisse lassen laut Weber und Kollegen vermuten, dass Kinder ohne Familientisch häufiger und unkontrollierter essen und daher zu Übergewicht neigen.

Die Forscher hatten Gewicht und Größe von 93 Prozent aller Kinder dokumentiert, die 2007 in Augsburg eingeschult wurden. In einem anonymen Fragebogen gaben die Eltern Auskunft über die Muttersprache, das Essverhalten, den Fernsehkonsum und die Sportaktivitäten des Kindes. Die Muttersprache von 61 Prozent aller Kinder war Deutsch, beinahe jedes fünfte Kind sprach Türkisch. Russisch war mit 8 Prozent die dritthäufigste Gruppe. 14 Prozent der Kinder kamen aus anderen Herkunftsfamilien, etwa aus griechischen.