Eigene Apotheke mit 24 Jahren

Im März noch Student, im Juli Inhaber Katharina Brand, 08.09.2024 08:17 Uhr

Felix Hauer ist äußerst engagiert in seiner neuen Rolle, obwohl er betont, dass die politischen Rahmenbedingungen nicht zu ihren Gunsten seien. Foto: Kurpfalz-Apotheke Mußbach
Berlin - 

Eigentlich wollte der 24-jährige Felix Hauer nach dem Pharmaziestudium in Saarbrücken promovieren. Doch Udo Loersch aus Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn: Der Ortsansässige machte durch eine Mail an die umliegenden Universitäten auf die Nachfolgersuche der Kurpfalz-Apotheke in Mußbach aufmerksam. Seit Juli leitet Hauer den Betrieb.

Die Kurpfalz-Apotheke ist eine kleine, überschaubare Apotheke in einem Vorort von Neustadt. Wie viele andere Inhaberinnen und Inhaber, die sich zur Ruhe setzen möchten, war auch Harald Lubenau auf Nachfolgersuche; vergeblich. Das wollte Loersch, der in unmittelbarer Nähe zur Apotheke wohnt, so nicht hinnehmen: Kurzum machte er die umliegenden Universitäten – Mainz, Heidelberg und Saarbrücken – per Mail auf die Nachfolgersuche aufmerksam.

„Unser Studienkoordinator hat das Gesuch dann an uns Studierende weitergeleitet“, berichtet Hauer. Dabei hatte er zwecks einer anschließenden Promotion bereits mit seinem Professor gesprochen. Aber: Das Gesuch löste etwas in ihm aus. „Ich habe mir gedacht: ‚Komm, ich habe Pharmazie studiert für die Apotheke, ich will mich selbstständig machen‘ – und habe einfach mal die Nummer gewählt.“ Und dann ging alles ganz schnell.

Im März noch Student – im Juli Inhaber

Dieser erste Anruf erfolgte um Ostern, in der Folgewoche besuchte er die Apotheke das erste Mal. „Im Anschluss nahm mich Herr Loersch an die Hand, ist mit mir zu umliegenden Ärzten gefahren und hat mir die Umgebung gezeigt.“ Dabei begegneten ihnen auch Kunden der Apotheke. „Vom Dorf werde ich mit offenen Armen empfangen. Alle sind einfach nur glücklich, dass die Apotheke erhalten bleibt. Ich habe mich direkt heimisch gefühlt.“

Im Mai legte Hauer dann sein Staatsexamen ab. „Ab dem ersten Juni habe ich dann angefangen hier zu arbeiten, ab dem ersten Juli habe ich die Apotheke nahtlos übernommen.“ Und die ist ein echter Traditionsbetrieb: „Die Apotheke besteht zwar schon länger, wurde aber in drei Generationen von derselben Familie geführt.“

Hilfe von allen Seiten

Eines will Hauer dabei nicht verschweigen: „Es war extrem viel Stress.“ Immerhin ging die Übernahme innerhalb von drei Monaten über die Bühne. Geholfen habe vor allem die Unterstützung von allen Seiten. „Das zuständige Amt in Rheinland-Pfalz hat die Dringlichkeit verstanden, da durfte ich vorab elektronisch zusenden, was ich hatte und die Papierform entsprechend nachreichen.“ Auch der Steuerberater machte für Hauer eine Ausnahme. „Der nahm eigentlich keine neuen Mandanten mehr auf. Gleiches beim Landesverband – und auch der ehemalige Inhaber steht Hauer noch bis Ende des Jahres beratend und als Aushilfskraft zur Verfügung. „Mir wurde extrem geholfen.“

Ein zusätzliches, großes Plus für den Inhaber ist das Apothekenteam: Eine Halbtagsapothekerin, drei PTA und eine PKA. „Das Team habe ich komplett übernommen. Auch durch sie erfahre ich viel Unterstützung.“

Vor-Ort-Versorgung sichern

Hauer ist hochmotiviert für seine neue Aufgabe, und das, „obwohl die Politik gegen uns arbeitet.“ Dass dadurch das Risiko, sich in die Selbstständigkeit zu begeben, groß ist, ist dem jungen Inhaber durchaus bewusst. „Ich will die Chance trotzdem nutzen.“ Sein Ziel: Die Vor-Ort-Versorgung sichern und den Kunden in den Fokus stellen. „Für die Kundschaft soll es einerseits so einfach wie möglich sein, an ihre Arzneimittel zu kommen. Andererseits soll er die bestmögliche Beratung bekommen.“

Dass es ohne Vor-Ort-Apotheke nicht geht, ist Hauer in seiner kurzen Zeit als Inhaber schon mehrfach deutlich geworden. „‚Wie muss ich das Mittel für das Ohr anwenden?‘, ‚Wie benutze ich die Creme?‘ oder ‚Wie funktioniert der Inhalator‘: Das kann nur die Apotheke vor Ort schnell und sicher lösen.“

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