Personalmangel

Im Kreis Gütersloh fehlt ein Amtsapotheker Silvia Meixner, 04.02.2019 14:18 Uhr

Berlin - 

Der Kreis Gütersloh hält einen NRW-Negativrekord: Hier muss ein Amtsapotheker 278 Apotheken überwachen. Das ist praktisch nicht zu schaffen, auch die Bezirksregierung als Fachaufsicht bemängelte dies bereits im vergangenen Herbst. Im Durchschnitt liegt die NRW-Quote bei 1 zu 129.

Wenn der Amtsapotheker kommt, ist die Freude nicht überall groß. Kommt er allerdings nicht, ist auch niemandem geholfen – gilt es doch, die Sicherheit zu gewährleisten. Das „Haller Kreisblatt“ schlägt Alarm: „Zu wenig Personal für die Kontrolle von Apotheken im Kreis Gütersloh.“ Amtsapotheker Herwig Buhrmann bestätigt auf Nachfrage: „Es stimmt, wir haben weniger Personal als im Rest von Nordrhein-Westfalen.“

Im Klartext: 1,8 lautet der Personalschlüssel, Buhrmann und seine Kollegin Christiane Sieling betreuen die rund 500 zu kontrollierenden Apotheken in ganz Ostwestfalen-Lippe. „Es ist knapp, wir müssen unsere Arbeit mit viel persönlichem Einsatz machen“, sagt Buhrmann. Elf Sachverständige arbeiten dem Zweierteam zu, die Arbeit vor Ort liegt aber zum Gutteil auf den Schultern von Sieling und Buhrmann.

Die gute Nachricht: In diesem Jahr soll ein neuer Amtsapotheker eingestellt werden. Bis er oder sie einsatzfähig ist, kann es allerdings noch dauern, denn zuerst muss die Stelle ausgeschrieben werden, danach erfolgt die Kandidatenauswahl und schließlich die zeitintensive Einarbeitung.

„Die Stellenbeschreibung wurde bereits verfasst, nun muss sie durch den Hauptausschuss der Stadt Bielefeld“, erläutert der Amtsapotheker, „danach wird die Stelle ausgeschrieben. Es wäre schön, wenn bis zum 1. Juli eine Entscheidung fiele.“ Der neue Kollege muss eingearbeitet werden, durchläuft erst eine Verwaltungsausbildung und läuft dann eine Zeitlang mit den beiden Amtsapothekern mit, um Erfahrung vor Ort zu sammeln.

Buhrmann ist seit 1990 als Amtsapotheker im Einsatz und sagt: „Es ist eine interessante Tätigkeit, die sehr vielseitig ist.“ Seit 1982 ist die Stadt Bielefeld für die Apothekenaufsicht Bielefelds und der sechs Kreise in OWL (Minden-Lübbecke, Herford, Höxter, Paderborn und Lippe) zuständig. Damals reichte ein Apotheker aus, aber die Zeiten haben sich geändert: „Damals waren die Kontrollen nicht so aufwendig wie heute“, erklärt Buhrmann. Zudem wurden die Inspektionszyklen von drei auf zwei Jahre geändert. „Das ist eine deutliche Erhöhung der Inspektionstätigkeit, die wir mit dem derzeitigen Personal nicht abwickeln können.“

Auch das Thema Zytostatika-Überwachung ist von wachsender Bedeutung. Derzeit sind im Kreis Gütersloh zwei Apotheken betroffen, die Krankenhausapotheken im Klinikum und im St. Elisabeth Hospital. Anfragen des Zolls gehören ebenfalls zum Aufgabengebiet der Amtsapotheker. „Wir haben 400 Anfragen pro Jahr für die Privateinfuhr von Medikamenten“, sagt Buhrmann. Zusätzlich überprüfen die Amtsapotheker die Verblisterung von Medikamenten, kontrollieren Lagerung und Dokumentation von Arzneimitteln in Heimen und Ärzte, die Patienten Methadon als Drogenersatz verabreichen.