Apotheker Dr. Stefan Hartmann hat eine Filiale verkauft. Der Inhaber der St. Vitus-Apotheke im bayerischen Gilching führt damit noch zwei Betriebe. Der „bayerische Pionier der Filialisierung“, wie er sich selbst nennt, setzt jetzt lieber auf Konzentration der Standorte und hat sich von seinem Traum vom Mehrbesitz längst verabschiedet.
Die Franziskus-Apotheke in Weßling wird seit Januar von Adrian Lang geführt. Hartmann übergab den Betrieb nach 17 Jahren an seinen ehemaligen Angestellten. Die Entscheidung sei nicht aus wirtschaftlichen Gründen gefallen. Der Betrieb mit zehn Angestellten laufe gut, sagt Hartmann, der auch Gründer der Apothekenkooperation VitaPlus und Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ist.
Die Trennung von der Apotheke habe strategische Gründe, sagt er. Denn zusätzlich zur Hauptapotheke weitere Betriebe zu führen, habe sich in den vergangenen Jahren verändert. „Ich stehe der Filialisierung von ‚normalen Apotheken‘ heute deutlich kritischer gegenüber als früher.“ Der Apothekenbetrieb sei in den vergangenen fünf Jahren deutlich komplexer geworden, dazu komme die Digitalisierung. „Die Anforderungen, eine Filiale wirtschaftlich erfolgreich zu führen, sind überproportional gestiegen.“
Auch der Personalmangel erschwere den Betrieb mehrerer Apotheken. Während er zuvor bei der Übernahme einer Filiale ein bis zwei erfahrene Angestellte in den neuen Betrieb schicken konnte, sei dies wegen personellen Engpässen nicht mehr ohne weiteres möglich. Hartmann will sich auf seine verbliebenen beiden Standorte fokussieren und setzt auf den Familienbetrieb.
Vor zwei Jahren legte er zwei Apotheken zusammen und vergrößerte die Hauptapotheke auf eine Fläche von 700 Quadratmeter. Dort führt er mit seiner Frau Iris Blaschke-Hartmann ein Team von 35 Angestellten. Die Filiale in Gilching mit zehn Angestellten wird seit Januar von seiner Tochter Laura geleitet. „Wir wollen den Standort in Gilching massiv stärken.“ Geplant sei die Expansion des Blistergeschäfts von derzeit 300 auf 1500 Betten. Die zweite Tochter Clara absolviert derzeit ihr Praktisches Jahr bei einem Hersteller.
Hartmann galt lange als Fan von mehreren Betrieben: „Ich habe einmal von 20 Apotheken geträumt“, sagt er. 2004, nachdem die Filialisierung für Apotheken erlaubt wurde, ergriff er umgehend die Chance und eröffnete im Januar und Februar jeweils eine weitere Apotheke. „Ich musste mich damals entscheiden, ob ich in den Versand will oder Filialen öffnen soll. Ich habe mich für letzteres entschieden und das ist auch jahrelang gut gelaufen“, sagt der Apotheker.