Pharmazeutin Kerstin Heitmann hätte auch ihren Weg in der Industrie gehen können, doch sie zog die öffentliche Apotheke vor. Zum Jahresbeginn hat sie gleich zwei Betriebe im ostfriesischen Emden übernommen. Ihre Hauptapotheke besteht seit 425 Jahren, womit der Inhaberin direkt ein Jubiläum ins Haus steht.
Als Heitmann sich zu Schulzeiten Gedanken um ihre spätere Berufslaufbahn machte, stand für sie fest, dass sie gerne im Team arbeiten möchte. Kontakt zu anderen Menschen sei ihr schon immer wichtig gewesen. Außerdem waren ihre Lieblingsfächer Chemie und Biologie. „Somit lag Pharmazie recht nah“, findet die 34-Jährige.
Die gebürtige Norddeutsche hat in Münster studiert und anschließend zunächst Fuß in der Industrie gefasst. „Das hat mir auch großen Spaß gemacht und ich hätte auch gern weiter dort gearbeitet, aber man ist eingeschränkt, was die Selbstständigkeit betrifft.“ Und das wollte sie: Selbst Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Folglich schlich sich die Vorstellung einer eigenen Apotheke in ihren Überlegungen ein. „Das gefiel mir irgendwie ganz gut.“ Sie kehrte der Industrie den Rücken und startete ein neues Kapitel in einer öffentlichen Apotheke.
Ihr Wunsch nach mehr Eigenständigkeit erfüllte sich in Teilen mit dem Posten der Filialleitung in Oldenburg. Nach und nach bekam das Bild einer eigenen Offizin immer mehr Bedeutung für Kerstin Heitmann. Schließlich stand für sie fest: „Ich will meine eigene Apotheke.“
Etwa ein halbes Jahr hat es gedauert, bis sie fündig geworden ist. „Die Apotheke gab es allerdings nur im Doppelpack mit der zugehörigen Filiale.“ Kurzerhand sagte sie zu und übernahm zum 1. Januar in Emden die Löwen-Apotheke und die Markt-Apotheke mit insgesamt 40 Mitarbeiter:innen. „Ich muss wirklich sagen, ich bin total glücklich mit meiner Entscheidung. Ich würde es auf jeden Fall wieder tun. Vielleicht nehme ich irgendwann noch eine oder sogar zwei Apotheken dazu, mal schauen. Da ist ja noch etwas Luft nach oben.“
Erstmal stehen aber nur wenige Veränderungen an. „Klar, ich bin sehr daran interessiert, eine moderne Apotheke zu leiten. Das bedeutet natürlich, dass das Einlösen von E-Rezepten möglich ist, die Bestellung per WhatsApp und so weiter… Aber es gibt auch traditionsreiche Dinge, die unbedingt bleiben sollen. Dazu gehört der berühmte „Bödeker“ – ein Emdener Magenbitter.“ Der Schnaps wurde von Carl Bödeker entwickelt. Er war bis zu seinem Tod im Jahr 1839 vierzig Jahre lang Inhaber der Löwen-Apotheke. „Die Vereinbarung von Traditionellem und digitaler Transformation ist mir wichtig“, so Kerstin Heitmann.
Die beiden Apotheken sind fußläufig zueinander erreichbar und befinden sich in der Innenstadt. Drumherum gibt es einige Arztpraxen für Allgemeinmedizin, Urologie, Gynäkologie und Augenheilkunde. Auch drei Kinderärzt:innen sind in unmittelbarer Umgebung. „Das bedeutet für uns viel Abwechslung.“
Apropos Abwechslung: Die Löwen-Apotheke besteht seit 425 Jahren. Ein genaues Datum ist nicht belegt – gefeiert wurde dieses Jubiläum jedenfalls jetzt im September. Dazu gab es in beiden Apotheken Aktionstage mit verschiedenen Schwerpunkten. „In der Markt-Apotheke liegt der Fokus mehr auf Kosmetik. Daher haben wir dorthin Berater:innen von Bio-H-Tin, Avene, Eucerin und Physiogel eingeladen, die uns begleitet haben und entsprechende Beratungen anbieten konnten.“
Die Löwen-Apotheke ist etwas traditioneller gehalten. Hier wurde das Jubiläum mit klassischen Gesundheitstagen begangen. „Blutdruck-, Blutzucker und Cholesterinmessungen waren möglich und wurden gern angenommen. Und für unsere Phytothek haben wir eine Glücksrad-Aktion vorbereitet, dessen Teilnahme selbstverständlich auch belohnt wurde.“ Überhaupt wurden die Kund:innen in beiden Apotheken je nach Aktion mit kleinen Präsenten beschenkt. Kinder konnten an einem Löwen-Malwettbewerb teilnehmen und haben ebenfalls eine Überraschung erhalten.
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