Mit 30 Jahren Chefapothekerin

„Ich bin die jüngste Klinikapothekenleiterin“

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Berlin -

Victoria Keßler fühlt sich wohl auf Station. Die 30-jährige Apothekerin ist seit drei Jahren im Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern tätig. Seit einem halben Jahr führt sie die Zentralapotheke. „Ich bin die jüngste Klinikapothekenleiterin“, sagt sie mit einem Schmunzeln. „Ich kenne keine jüngere.“ Vermutlich hat die 30-Jährige damit recht.

Keßler zog es schon immer in die Klinik. Ihr praktisches Jahr verbrachte sie zur Hälfte im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). „Ich war schon immer fasziniert, wie vielfältig die Arbeit in der Klinik ist“, sagt sie. Zur Pharmakologie käme beispielsweise der interdisziplinäre Austausch mit Ärzten und Pflegekräften und die Herstellung von Arzneimitteln.

Nach dem Studium war Keßler zunächst zwei Jahre in einer öffentlichen Apotheke tätig. Es sei sinnvoll, sich als junge Apothekerin die Breite der Einsatzorte anzusehen. Apotheker:in sei ein „universeller Beruf“. Die Tätigkeit vor Ort unterscheide sich von der Klinik vor allem durch den größeren Kundenkontakt. „Man ist viel näher an den Menschen, muss ein offenes Ohr haben, das hat mir viel Spaß gemacht“, sagt sie.

Dennoch zog es Keßler zurück in die Klinik. 2018 bewarb sie sich auf eine Stelle als „Pharmazeut:in auf Station“ Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern. In dieser Position musste sie vor allem Fragen zur Arzneimittelinformation beantworten. „Dafür hat man doch studiert.“ Die Tätigkeit sei sehr abwechslungsreich gewesen. „Das war meine Herzensaufgabe.“ Mit den Patienten habe sie weniger Kontakt – stattdessen gehe es eher um den fachlichen Austausch. Einmal pro Woche war sie auf der Intensivstation tätig.

Nach anderthalb Jahren entschied sich die damalige Apothekenleiterin aus persönlichen Gründen, die Führung der Zentralapotheke abzugeben. „Mir wurde die kommissarische Leitung angeboten.“ Zunächst habe sie Bedenken gehabt – Nach einer Woche Bedenkzeit, sagte sie zu. Im Oktober 2019 übernahm sie die Führung übergangsweise. „Es hat angefangen mir Spaß zu machen.“

Natürlich gebe es das Klischee, der jungen blonden Frau. „Man muss sich schon durchsetzen und beweisen“, sagt Keßler. Sie habe jedoch mit anderen Abteilungsleitern oder Chefärzten nie Probleme gehabt. „Die Zusammenarbeit funktioniert gut, alles läuft Hand in Hand.“ Wenn der Punkt erreicht sei, wo die Erfahrung fehle, fänden sich bisher immer Kollegen, die sie unterstützen. „Irgendwo hört mein Wissen auf.“

Die Tätigkeit als Apothekenleiterin sei „unheimlich vielfältig“. Keßler führt nicht nur ein Team von 25 Mitarbeitern. Sie organisiert die Personalplanung, ist für Prozessoptimierung, die Zusammenarbeit mit Chef- und Oberärzten und anderen Kliniken sowie die Vertrags- und Preisverhandlungen verantwortlich. Keßler ist zudem Betriebswirtin für Pharmazie – diese Ausbildung sei sicher auch ausschlaggebend gewesen, dass man ihr die Stelle angeboten habe. In der Pandemie sei viel Krisenmanagement dazugekommen, sagt sie. Das Krankenhaus habe beispielsweise Händedesinfektion selbst hergestellt und abgefüllt. Zudem sei ein Impfzentrum eingerichtet worden. Zu ihrer „Herzensaufgabe“ – die Anleitung auf Station – komme sie leider kaum mehr.

 

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