„Ich bin bis ans Limit gegangen“ Julia Germersdorf, 01.03.2023 15:04 Uhr
Bereits Ende Januar öffnete die Neue Apotheke im brandenburgischen Wusterhausen/Dosse letztmalig ihre Offizin. Inhaberin Jana Nique hatte lange um die Versorgung ihrer Patient:innen gekämpft. Doch Personalnöte haben sie zu dieser Maßnahme gezwungen. Die Schließung hinterlässt eine enorme Versorgungslücke in der Region.
Der Entschluss, die Apotheke zu schließen, fiel bereits vor Weihnachten. Die Filiale habe lange Zeit unter personellen Engpässen gelitten, berichtet Nique. Die Apothekerin bedauere die Schließung. Die Lage sei super gewesen und habe, auch dank einiger Ärzte in der näheren Umgebung, eine gute Kundenfrequenz genossen. Doch was nützt dies ohne Fachpersonal? Ständig hätten personelle Lücken gefüllt werden müssen. „Irgendwann kann man nicht mehr“, gesteht Nique.
Da auch in den beiden anderen Standorten der Apothekerin Personalengpässe ausgeglichen werden mussten, wurden die Mitarbeiter:innen aus Wusterhausen in den Neuen Apotheken in Wittenberge und Perleberg eingesetzt. Glückerweise haben diese den Wechsel mitgetragen und stehen Nique mit der Umstellung zur Seite.
Die Kammer hat ein Problem
Durch die Schließung der Neuen Apotheke in Wusterhausen ist eine enorme Versorgungslücke entstanden. Denn die geplanten Nacht- und Notdienste können aufgrund der Gruppeneinteilung nicht so einfach unterjährig ersetzt werden. Nique schätzt, dass Patient:innen im Notfall nun mitunter etwa 50 Kilometer weiter fahren müssen, um ein dringend benötigtes Arzneimittel zu erhalten. Die Landesapothekerkammer wollte mit der Inhaberin liebend gern über ein Fortbestehen der Apotheke verhandeln und wäre ihr sogar mit den Öffnungszeiten entgegengekommen. Abwenden konnte sie die Schließung damit am Ende nicht.
Notdienst im Rollstuhl
Wie stark sich Personalnöte auswirken können, musste Nique vor einiger Zeit am eigenen Leib erfahren: Aus gesundheitlichen Gründen saß sie fünf Monate im Rollstuhl. Sie fand keine Vertretung durch eine Apothekerin oder einen Apotheker. Um weiterhin für die Patient:innen vor Ort da zu sein, hielt sie den Betrieb aufrecht, indem sie Notdienste im Rollstuhl oder mit Gehhilfen absolvierte.