Corona-Krise

Hotline-Arzt verzweifelt an Notdienstapotheke

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Berlin -

In der Corona-Krise zeigt sich einmal mehr, wie wichtig die flächendeckende Versorgung durch Apotheken ist. Gleichzeitig zeichnet sich ab, wo noch Verbesserungspotenzial besteht. Ein Arzt, der an der Hotline 116 117 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) tagtäglich mit Hilfe suchenden Verbrauchern spricht, wünscht sich eine bessere Versorgung im Notdienst.

Am Sonntag kurz nach Mittag nimmt der Arzt einen Anruf entgegen. Am anderen Ende ist eine aufgeregte Dame, die von einem „Notfall“ berichtet: Ihr Mann bekomme keine Luft mehr und brauche sofort Hilfe. Auf Nachfrage erklärt sie, dass sie sich wegen Corona in gemeinsamer häuslicher Quarantäne befänden: Sie sei positiv getestet, habe aber keine Symptome. Bei ihrem Mann sei der Test zwar negativ gewesen, doch nun zeige er massive Symptome.

Der Arzt versucht zu beruhigen. Tatsächlich ist ihm klar, dass er hier das „Vollbild“ der Erkrankung vor sich hat – also einen Patienten mit mehreren der typischen Symptome: Fieber, Krankheitsgefühl, Husten. Zwar stellt sich schnell heraus, dass die Lage nicht ganz so dramatisch ist – zumindest die Atemnot stellt sich als übertrieben heraus. Dennoch: Die ganze Nacht lang hatte das Paar wegen der permanenten Hustenattacken keinen Schlaf gefunden – die Nerven liegen blank: Wenn nicht sofort ein Arzt vorbeikomme, werde man den Rettungsdienst rufen oder in die Klinik fahren.

Nachdem der Mediziner das Paar von diesen Plänen abgebracht hat, führt er das Gespräch geordnet weiter. Es stellt sich heraus, dass der Patient eine Grunderkrankung hat: Er ist Epileptiker und hat seine Dauermedikation zuletzt nicht eingenommen – was nun erst einmal nachgeholt wird. Dann fragt er nach, ob es Nachbarn oder Angehörige gebe, die in die Apotheke gehen könnten. Nein, man sei alleine in der Isolation, es komme niemand. Kinder? Lebten 30 Kilometer entfernt.

Der Arzt verspricht, dass er sich kümmert und gleich zurückruft. Dann fragt er bei seiner Disponentin nach, ob es für solche Fälle eine Lösung gebe. Fehlanzeige: Alles, was über die ärztliche Notbetreuung hinausgehe, werde nicht organisiert. Also sucht der Arzt im Internet nach der nächstgelegenen Notdienstapotheke. Die ist nur 1,3 Kilometer entfernt von der Wohnung des Paares. Er ruft an, erklärt den Fall, doch der Apotheker sieht sich nicht in der Lage, die Apotheke zu verlassen und dem Mann ein Mittel gegen Reizhusten nach Hause zu liefern.

Dem Paar müsse doch geholfen werden, insistiert der Mediziner. Verwandte und Bekannte in der Nähe gebe es nicht. Wenn er die Kinder dazu bekomme, zur Apotheke zu fahren und den Hustenblocker abzuholen? Nicht infektiöse Menschen? Er sei da, antwortet der Apotheker nach Erinnerung des Arztes recht einsilbig. Am Ende wird dem Mann tatsächlich so doch noch geholfen.

„Die ideale Welt sieht anders aus“, zieht der Mediziner ein Fazit zu dem Fall. Er hätte sich gewünscht, dass der Apotheker den Fall zu „seiner Sache“ gemacht und eine Lieferung organisiert hätte. Patienten dürften nicht die Leidtragenden einer strukturellen Unterversorgung in Medizin und Pharmazie werden, sagt er. Die Reaktion des Paares sei vollkommen verständlich: „Sie sitzen zu Hause und fühlen sich ohnehin vollkommen hilflos, dann setzt plötzlich dieses Krankheitsgeschehen ein, das zu einer extremen Verunsicherung führt. Das ist aus subjektiver Sicht eine absolute Notlage, in der die Menschen dringend die Unterstützung von Angehörigen, aber auch Ärzten und Apothekern brauchen.“

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