Das ARD-Magazin „Kontraste“ hat mit versteckter Kamera überprüft, ob Apotheken homöopathische Produkte auch bei schwerwiegenden Erkrankungen verkaufen. Außerdem haben die Autor:innen heimlich an einer Fortbildung der Landesapothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) teilgenommen und den Präsidenten der Bundesapothekerkammer (BAK) zur Rede gestellt.
„Gefährliche Homöopathie und die Rolle der Apotheker“, lautet der Titel des Beitrags, den das ARD-Magazin gestern ausstrahlte. „Gute Beratung und wirksame Produkte – das erwarten Kunden von ihrer Apotheke.“ Doch verdeckte Kontraste-Recherchen zeigten: „Sogar bei schweren Erkrankungen wie Corona oder Krebs raten manche Apotheken zu unwirksamen homöopathischen Produkten. Das ist kein Zufall: In Fortbildungsseminaren der Apothekerkammern wird die längst als unwissenschaftlich entlarvte Homöopathie angepriesen.“
Erste Station ist die Sonnen-Apotheke in Waiblingen. Inhaber Christoph Lauinger stellte homöopathische Rezepturen selbst her. „Mein Vater war naturheilkundlicher Arzt und deshalb bin ich vielleicht voreingenommen. Aber ich weiß, dass es wirkt.“ Zum Wirkmechanismus und einem möglichen Konflikt befragt, kann Lauinger nur kurz kontern: „Was ist Wissenschaft? Wer bestimmt den wissenschaftlichen Standard?“
Danach wird mit Testkäufen in mehreren Bundesländern überprüft, ob Apotheken Homöopathika verkaufen und welche Aussagen zur Wirkung dabei gemacht werden. Eine Apotheke bietet ein Spray gegen Corona an, im Flyer wird eine spezifische Wirkung ausgelobt – unzulässig, wie Christiane Köber von der Wettbewerbszentrale erklärt.
Eine halbe Millarde Euro erzielten Apotheken mit Homöopathika – und klärten dabei nicht wissenschaftlich auf, so „Kontraste“. Als Motiv nennt das TV-Team Glaubensgründe oder die Aussicht auf ein gutes Geschäft.
Auch in der Apotheke in Koblenz, die aus Impfstoffresten Corona-Globuli hergestellt hatte, werden die Reporter vorstellig. Dort wird ihnen erklärt, dass diese nicht als Impfung dienen, sondern diese unterstützen sollten. Da man sie nicht mehr herstellen darf, wird dem Testkäufer erklärt, wie er sie selbst herstellen kann.
Eine angestellte Apothekerin berichtet, wie ihr ehemaliger Chef homöopathische Produkte auch an Krebspatient:innen verkauft habe. Danach zeigt das Team, wie Dr. Markus Wiesenauer in einem Webinar der AKWL für Homöopathie wirbt. Auf Nachfrage distanziert sich die Kammer von dem Referenten und den Inhalten.
Zuletzt kommt Benkert zu Wort. Der BAK-Präsident räumt ein, dass auch er nicht bei jeder Abgabe eines Homöopathikums auf die fehlende Evidenz hinweisen kann. „Mit transparenter Aufklärung tut man sich auch an der Spitze der deutschen Apothekerschaft schwer“, endet der Beitrag.
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