In einem 36-monatigen Studiengang im bayrischen Traunstein sollten Studenten den Bachelor of Science in Homöopathie bekommen. An dem geplanten Studiengang entbrannte schließlich eine öffentliche Debatte, die das Projekt zu Fall brachte. Nach heftiger öffentlicher Kritik wurden alle Planungen eingestellt.
Das Projekt geht auf eine Initiative der Europäischen Union für Homöopathie (EUH) zurück. 2012 hatte die Berliner Steinbeis-Hochschule (SHB) die Genehmigung vom Berliner Senat erhalten, einen entsprechenden Studiengang aufzulegen. Über ein Transfer-Institut der SHB wurde in Traunstein die Homöo-Akademie gegründet. Mitten im Akkreditierungsverfahren warf Hochschulpräsident Professor Dr. Dr. Johann Löhn das Handtuch und gab die Genehmigung zurück.
„Inzwischen hat die öffentliche Diskussion über diesen Bachelor of Science die sachliche Ebene verlassen. Für diese Ebene steht die SHB nicht zur Verfügung. Wir wollen auch nicht, dass die Berliner Senatsverwaltung und die Akkreditierungsagentur stellvertretend dafür herhalten müssen“, kommentierte Löhn die Entscheidung in einem Brief.
In einer privaten Online-Petition von März bis Mai sprachen sich rund 3200 Unterzeichner gegen die Akkreditierung des Bachelor- und Master-Studiengangs der Akademie in Traunstein aus. „Die Akkreditierung eines solch offensichtlich unwissenschaftlichen Studiengangs an einer deutschen Privathochschule und die damit verbundene Gleichstellung der Studienabschlüsse unterminiert die Glaubwürdigkeit unseres Bildungssystems in massiver Weise und kommt einem Schlag ins Gesicht aller Studenten ernsthaft wissenschaftlicher Studiengänge gleich“, heißt es dort.
Mit einem eigenen Studiengang sowie einem akademischen Titel, so die Befürchtung, drohe dem Wissenschaftsstandort Deutschland eine Blamage. Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) sprach von einer „Unterwanderung von Wissenschaft und Forschung mit esoterischem Gedankengut“.
Mehr noch als die Apothekenpflicht würde ein Studiengang der Homöopathie in den Augen der Patienten eine Wirksamkeit bescheinigen, so Dr. Norbert Aust. Hauptleidtragende seien die Studierenden, die 7200 Euro pro Studienjahr für eine Art „Jodeldiplom“ ausgeben würden. Im Februar ließ die BR-Sendereihe „Kontroverse“ in dem Beitrag: „Der Globuli-Bachelor“ den Kritiker zu Wort kommen.
Die Homöo-Akademie bedauert das Aus für den Studiengang: „Das Vorhaben, die Homöopathie auf Hochschulniveau fundiert und wissenschaftlich zu lehren, scheint weite Kreise der Gesellschaft zu überfordern, auch wenn nach einer Forsa-Studie aus dem Jahre 2010 insgesamt 95 Prozent der Bevölkerung gelegentlich oder häufig auf homöopathische Arzneien zurückgreifen, was einen Bedarf an fundiert ausgebildeten Homöopathen zeigt“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Homöopathie sei anerkannt in der Ärztefortbildung und werde an einigen Kliniken praktiziert, so zum Beispiel an der Homöopathie-Ambulanz des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der Universitätsklinik München (LMU). „Weiterhin werden wir unser Ziel verfolgen, die Homöopathie auf hohem Niveau zu lehren und unnötigen Grabenkämpfen zwischen Homöopathie und „Schulmedizin“ entgegentreten.
In der Vergangenheit hatte der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) mehr Unterstützung für die seriöse wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Homöopathie gefordert.
Laut dem Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) ist die Nachfrage nach homöopathischen Arzneimitteln in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Mittlerweile übernehmen auch viele Krankenkassen die Behandlungskosten für Homöopathie.
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