Vor gut einem Monat hielt das Hochwasser in Mitteldeutschland die Menschen in Atem. Auch Apothekerschränke, Kommissionierer und Blisterautomaten sind in den Fluten untergegangen. Nun sind die Apotheker mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, und fühlen sich selbst manchmal mehr wie Bauarbeiter als Apotheker.
Torsten Müller und seine Brücken-Apotheke im thüringischen Greiz hat das Hochwasser voll erwischt: „In der Apotheke selbst stand das Wasser 50 Zentimeter hoch, und der Keller war vollgelaufen bis unter die Decke“, erzählt der Apotheker. Der Scheitelpunkt des Hochwassers erreichte Greiz in der Nacht zum 4. Juni. Zu diesem Zeitpunkt standen die Altstadt und damit die Brücken-Apotheke schon unter Wasser. Den Schaden am Gebäude schätzt Müller auf eine halbe Million Euro, die Schäden in der Apotheke selbst auf weitere 400.000 Euro. Hinzu kommen die Verdienstausfälle, weil die Apotheke zwölf Tage lang geschlossen bleiben musste.
Am 11. Juni konnte Müller mit dem Notbetrieb seiner Apotheke beginnen. Inzwischen steht vor der Apotheke ein Container, in dem Müller seine Kunden berät. Auch das Labor wurde ausgelagert.
Das zuständige Landesverwaltungsamt habe sehr schnell die nötigen Genehmigungen für den Container erteilt, erzählt Müller. Auch mit der Arbeit der Apothekerkammer ist er zufrieden: „Die Kammer und das Landesverwaltungsamt haben versucht, mich dort zu unterstützen, wo sie konnten“.Etwas enttäuscht war Müller von der Verwaltung der Stadt Greiz und des Landkreises: „Es gab einen sehr hohen bürokratischer Aufwand.“ Der Apotheker kann bis heute nicht nachvollziehen, warum für den vorübergehend aufgestellten Container die Denkmalschutzbehörde eingeschaltet werden musste. Auch ein Statiknachweis war nötig. Ohne die zahlreichen Genehmigungsverfahren hätte der Container Müller zufolge bereits zwei Wochen früher stehen können.
Der alte manuelle Kommissionierer im Keller der Apotheke wurde vollständig überflutet. Müller nutzte die Gelegenheit für eine Investition, die Firma Gollmann konnte am schnellsten liefern. Auch von der Hotline für Flutopfer des Software-Anbieters Awinta war Müller überzeugt: „Alles konnte schnell installiert werden“, so der Apotheker mit Blick auf die Technik.Was die Versicherung zahlt, weiß Müller noch nicht. Immerhin hätte sein Anbieter sehr schnell einen Gutachter vorbei geschickt. Bislang gab es allerdings weder Geld noch konkrete Zusagen über die Versicherungssumme. Müller hofft, dass die Bauarbeiten im Oktober abgeschlossen sein werden. Bis dahin versorgt er seine Kunden in dem Container.
APOTHEKE ADHOC Debatte