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Zum Pharmaziestudium nach Ungarn

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Berlin -

Der Andrang auf die Pharmaziestudienplätze ist groß: Knapp 1900 Studienplätze standen im vergangenen Wintersemester zur Verfügung – 3900 Abiturienten haben sich darauf beworben. Auch wenn es mit 2,1 Bewerbern pro Platz in der Pharmazie besser aussieht als in den medizinischen Fächern, gehen viele Schüler leer aus. Die Semmelweis-Universität in Budapest bietet einen deutschsprachigen Studiengang und damit eine Lösung für Abiturienten, die nicht warten wollen. Diese Alternative lässt sich die Universität allerdings gut bezahlen.

Seit 1989 gibt es an der Semmelweis-Universität neben dem ungarischen ein englischsprachiges Pharmaziestudium, das immer wieder einige deutsche Studenten absolviert haben. Seit zwei Jahren bietet die Universität auch einen deutschsprachigen Studiengang an.

Dadurch haben die Studenten die Möglichkeit, „auf ihrer Muttersprache studieren zu können, was bei einem Wechsel nach Deutschland und bei der Eingliederung ins deutsche Pharmaziesystem einen großen Vorteil haben könnte“, sagt Professor Dr. Robert Ohmacht, der Vorsitzende des deutschsprachigen Pharmaziestudiengangs.

„Das Studium wurde zwar nach dem an der Semmelweis-Universität gültigen Lehrplan zusammengestellt, berücksichtigt aber weitgehend die Anforderungen der deutschen Appprobationsordnung (AappO)“, erklärt Ohmacht. Deshalb lernen die deutschen Studenten einige Fächer wie Mikrobiologie oder Arzneiformenlehre früher als ihre ungarischen Kommilitonen. Die Famulatur und das halbjährige Praktikum können die Studenten sowohl in Ungarn als auch in Deutschland absolvieren.

Die ersten vier Semester des Studiengangs entsprechen dem Ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Ausbildung gemäß der AAppO. Somit können Studenten nach zwei Jahren an eine deutsche Universität wechseln. Derzeit versuchten dies zwei Studenten des ersten Jahrgangs, sagt Vera Vincze, Leiterin des deutschsprachigen Studiensekretariats in Budapest.

In der Praxis funktioniert das allerdings noch nicht reibungslos: Anders als in Deutschland gebe es in Ungarn nach jedem Semester Prüfungen, Rigorosa und Noten für praktische Arbeiten, erklärt Vincze. Statt drei Staatsexamen gibt es in Ungarn lediglich eine Prüfung am Ende des Studiums.

Wenn Studenten also im fünften Semester an einer deutschen Universität einsteigen wollen, kann es problematisch werden: „Wir sind derzeit in Gesprächen mit den Apothekerkammern. Es ist eventuell so, dass die Studenten in Deutschland keine Prüfung machen müssen“, so Vincze. Entschieden sei aber noch nichts.

In den ersten deutschsprachigen Studiengang haben sich laut Vincze vor zwei Jahren 15 Studenten eingeschrieben, 2012 sind es 21 gewesen. Insgesamt bietet die Semmelweis-Universität 30 Plätze für deutsche Pharmaziestudenden an. Bis zum 23. Juli können sich Abiturienten noch bewerben, die Entscheidung wird im August getroffen.

Anders als in Deutschland kostet in Ungarn allerdings schon die Bewerbung 200 Euro. „Bei fremdsprachigen Studiengängen ist das üblich“, sagt Vincze. Beginnt man das Studium an der Semmelweis-Universität, werden Immatrikulationsgebühren – noch einmal 200 Euro – fällig. Pro Semester müssen die Studenten 4900 Euro zahlen. 20.000 Euro kosten also allein die ersten vier Semester in Ungarn.

Wer bis zum Ende dabei bleiben möchte, muss 49.400 Euro zahlen – wenn er die Ausbildung in der Regelstudienzeit beendet. Dafür gibt es in Ungarn nicht nur ein Diplom, sondern auch den Titel Doktorpharmazeut. Dieser entspreche nicht dem postgradualen Doktorgrad, sondern eher der Qualifikation eines Fachapothekers, erklärt Vincze. „Das ist offensichtlich ein wichtiges Argument bei der Entscheidung, zurück zu wechseln oder in Ungarn zu bleiben“, so Ohmacht.

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