„Apotheker ist mein Beruf, Fußball meine Leidenschaft“ Eugenie Ankowitsch, 02.09.2017 08:31 Uhr
Eigentlich ist Stephan Feil Apotheker und steht jeden Tag hinter dem HV-Tisch der Apotheke im Globus im bayerischen Neutraubling. Wenn der letzte Kunde gegangen ist, widmet sich Feil seiner Leidenschaft: dem Fußball. Nach fünf Jahren Pause trainiert er seit Juni die Herrenmannschaft des SV Moosham.
Nach Feierabend dreht sich bei Feil seit einigen Wochen (fast) alles um den Fußball. Schließlich müssen Trainingseinheiten geplant und Strategien für die Spiele am Wochenende entwickelt werden. Hinzu kommen regelmäßige Trainingstermine und Spiele am Wochenende. „Beim SV Moosham habe ich eine sehr junge, talentierte Mannschaft vorgefunden“, sagt Feil, der im Besitz der B-Trainerlizenz ist. „Die Jungs sind nach dem Aufstieg in die Kreisklasse unglaublich motiviert und wollen sich verbessern.“ Die Euphorie und die Aufbruchstimmung im Verein seien groß.
Feil ist erstmals für ein Herrenteam als Trainer verantwortlich. Seine Liebe zum Fußball fing aber viel früher an. Im Alter von sechs Jahren hat er mit dem in Deutschland beliebtesten Ballsport angefangen. Seine erste Mannschaft, eine U9-Auswahl des SC Kirchheim, trainierte er bereits in der gymnasialen Oberstufe. „Es machte mir einfach schon immer Spaß, jungen Menschen etwas beizubringen und ihnen dabei helfen, sich weiterzuentwickeln“, sagt der Apotheker. „Macht man das gut, sieht man schnell Fortschritte.“
Davon leben können aber nur die wenigstens. Erst ab der vierten Liga können es sich Fußballtrainer laut Feil langsam leisten, nur noch in Teilzeit in den eigentlichen Jobs zu arbeiten, berichtet Feil. In allen Spielklassen darunter gebe es lediglich eine Aufwandsentschädigung, sodass der Trainerberuf nur als Hobby ausgelebt werden könne. Auf einen „richtigen“ Job könne dort keiner verzichten.
Daher hat sich Feil nach dem Abitur dazu entschlossen, Pharmazie zu studieren. „Chemie und Biologie hat mir sehr viel Spaß gemacht“, begründet er seine Studienwahl. „Außerdem wollte ich gern Menschen helfen.“ Der Entschluss, Apotheker zu werden, sei da nur folgerichtig gewesen. Doch auch während seiner Studienzeit trainierte Feil Jugendmannschaften.
Im Beruf angekommen, musste der Apotheker lange Zeit darauf verzichten, seine Leidenschaft auszuleben. „Die Öffnungszeiten von Apotheken haben immer mit den Trainingszeiten kollidiert“, erklärt er das Dilemma. „Außerdem hatte ich auch Notdienste an Wochenenden, wenn Spiele stattfinden.“ Fünf Jahre lang musste er auf eine Trainertätigkeit verzichten.
Doch dann kam die Vereinsführung des SV Moosham auf den Trainer zu. „Wir waren uns schnell einig“, sagt Feil. Der Verein sei ihm bei den Trainingszeiten entgegengekommen. Wenn der Apotheker eine Spätschicht bis 20 Uhr hat, beginnt das Training eben erst dann. Ein „Gefühl von Freiheit“ mache sich in ihm breit, wenn an der Seitenlinie eines Fußballfeldes stehe, sagt Feil. „Apotheker ist mein Beruf, mit dem ich mein Geld verdiene, Trainersein ist etwas, wofür ich mein Herzblut gebe.“
Es sei sehr befriedigend, aus Einzelspielern ein Kollektiv zu formen und es dann weiterzuentwickeln. Marschrichtung für die aktuelle Spielzeit: Als Aufsteiger sich in der neuen Spielklasse zurechtzufinden und zu akklimatisieren. „Unser Ziel ist es natürlich, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagt Feil.
Die Kunden der Apotheke im Globus fänden es super, dass „ihr“ Apotheker nun auch „ihre“ Fußballmannschaft trainiere. Feils Kompetenz im Sport soll nun auch in der Apotheke zum Zuge kommen. „Wir wollen stärker kommunizieren, dass ich mich mit Sport und Sportverletzungen, der Ernährung und Nahrungsergänzungsmitteln auskenne“, sagt Feil.
„Auch wenn Fußball meine Leidenschaft ist, ist auch der Beruf des Apothekers sehr vielfältig und interessant.“ Schade sei allerdings, dass es in den vergangenen Jahren immer mehr um die Gewinnmaximierung in Apotheken und nicht mehr um Patienten und ihr Wohl gehe.