Virenhemmende Medikamente verringern bei HIV-infizierten Menschen die Zahl der Viren so stark, dass sie auch bei ungeschütztem Verkehr den Sexualpartner nicht oder allenfalls höchst selten infizieren. Das zeigt die europaweite „Partner-Studie“ mit 1145 serodiskordanten Paaren, das sind Paare mit je einem positiven Partner. Bei den HIV-infizierten Partnern waren keine Viren mehr im Blut nachweisbar.
Die Forscher untersuchten und befragten 458 homosexuelle und 687 heterosexuelle Paare. Bei durchschnittlich einem ungeschützten Geschlechtsverkehr pro Woche und Paar wurde das HI-Virus nicht zwischen den Partnern übertragen.
Dennoch infizierten sich einige Teilnehmer – jedoch über weitere Sexualpartner außerhalb der festen Partnerschaften. „Über die Analyse der genetischen Struktur der Viren konnten wir eine Infektion über den festen Partner ausschließen“, sagt Professor Dr. Jan van Lunzen, Kongresspräsident des KIT und Leiter der deutschen Studiengruppe der Partner-Studie.
Die Studie untersuchte europaweit an über 75 HIV-Zentren das Risiko einer HIV-Übertragung bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn der jeweils infizierte Partner erfolgreich mit Medikamenten behandelt wird. Bei konsequenter Einnahme virushemmender Medikamente gelinge es heute, die so genannte „Viruslast“ auf weniger als 40 HIV-RNA Kopien pro Milliliter im Blutplasma zu senken. Das heißt, im Blut der behandelten Patienten befindet sich nur sehr wenig Erbmaterial der AIDS-auslösenden Viren.
Ein kleines statistisches Restrisiko bleibe, betont van Lunzen. Die Ansteckungsgefahr sei zudem in dieser Studie für den Analverkehr größer als für andere Formen des Geschlechtsverkehrs. Die Forscher erfassten mehr Fälle von Vaginal- als von Analsex, deshalb seien Aussagen zum Analverkehr bisher nicht so genau wie die zum Vaginalverkehr. In einer Fortführung der Partner-Studie sollen nun die Ergebnisse auch bei homosexuellen Paaren belastbarer werden.
Insbesondere für Paare mit Kinderwunsch sei diese Studie bedeutsam. Die Ergebnisse würden zudem die psychologische Belastung innerhalb der Partnerschaften senken.
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