Südafrika

HIV-Medikamente als Rauschdroge dpa, 30.11.2010 11:05 Uhr

Berlin - 

In Südafrika sind Aidsmedikamente auf dem Rauschgiftmarkt heiß begehrt. „Whoonga“ nennt sich die Mischung von antiretroviralen (ARV) Medikamenten mit Marihuana. Die neue Droge hat sich binnen eines Jahres vor allem in der Provinz KwaZulu-Natal verbreitet, inzwischen findet sie sich im ganzen Land.

Die Jagd nach den Tabletten droht das staatliche Anti-Aids-Programm ad absurdum zu führen. Etwa 700.000 Südafrikaner erhalten heute diese Medikamente, von denen eine Dosis zwischen 15 und 35 Rand (1,60 bis 3,70 Euro) kostet. Nun müssen die Patienten fürchten, Zielscheibe von Kriminellen zu werden. Auch Krankenschwestern sind in Hospitälern einem Bericht der „Sunday Times“ zufolge erwischt worden, wie sie Tabletten stahlen. Die Polizei fürchtet, dass Banden Überfälle auf Medikamenten-Transporte und Kliniken organisieren.

Das Absurde an Whoonga ist, dass manche Experten ihre Wirksamkeit bezweifeln: Es soll gar keine zusätzlich berauschende Wirkung - über den Effekt des Marihuana hinaus - haben, berichtete die „Times“.

Die neue Gefahr für HIV-Infizierte trifft mit Südafrika ein Land, das ohnehin mehr als jedes andere Land mit der Immunschwächekrankheit ringen muss. Knapp 6 der 50 Millionen Einwohner sind mit HIV infiziert.

Die Zahl der Neuinfektionen ist seit 2001 allerdings um 25 Prozent zurück gegangen. Eine im Januar gestartete Kampagne hat zum Ziel, dass bis Juni nächsten Jahres 15 Millionen Menschen einen HIV-Test machen lassen. Die Zahl der von den Behörden verteilten Kondome soll von 450 Millionen auf 1,5 Milliarden pro Jahr gesteigert werden.

Männliche Beschneidung, die ein Ausbreiten des Virus deutlich verringert, wird propagiert und kostenlos angeboten. Die Zahl der Infizierten, die mit Medikamenten versorgt werden, ist erheblich gestiegen. Noch aber sind die Probleme gewaltig: Täglich sterben in Südafrika etwa 1000 Menschen an Aids, fast jede dritte Schwangere ist infiziert, die Zahl der mehr als eine Million Aidswaisen wächst weiter.