HIV kaum von Müttern übertragen

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Fast alle Kinder HIV-positiver Mütter kommen heute in Deutschland gesund zur Welt. „Wir können die Ansteckungsrate inzwischen sogar auf unter 1 Prozent drücken“, sagte Dr. Annette Haberl vom HIV-Center der Universitätsklinik Frankfurt. Das Übertragungsrisiko hänge hauptsächlich davon ab, wie viele Erreger zum Zeitpunkt der Geburt im Blut der Mutter zirkulieren.

„Diese Viruslast können wir heute mit modernen Kombinationstherapien innerhalb kurzer Zeit unter die Nachweisgrenze senken“, erklärt die Ärztin. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sei außerdem eine Entbindung in einem Schwerpunktzentrum wichtig. Das Baby bekomme dort in den ersten vier Lebenswochen vorsorglich ein HIV-Medikament.

Rund 300 HIV-positive Frauen bekämen derzeit jährlich in Deutschland ein Kind, Tendenz steigend. In der Frankfurter Uniklinik gab es in diesem Jahr rund 45 solcher Geburten. „Einige entschließen sich schon zum zweiten oder dritten Kind“, berichtet Haberl.

Inzwischen bringen viele HIV-positive Frauen ihren Nachwuchs auf natürlichem Weg zur Welt. Bislang habe es vor allem Kaiserschnitte gegeben. „Das galt als sicherer im Vergleich zur normalen Geburt, die ja viel Blutkontakt für das Kind bedeutet“, erläutert die Ärztin. Seit 2008 ist die Möglichkeit einer natürlichen Entbindung auch in den deutschen Leitlinien für HIV-positive Schwangere vorgesehen.

„Wenn man nichts tut, beträgt das Übertragungsrisiko bei uns 20 bis 25 Prozent. Stillt eine Frau, kann die Rate bis auf 40 Prozent ansteigen.“ Vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara sei die Mutter-Kind-Übertragung noch ein „riesiges Problem“. Weltweit bekämen jährlich etwa 3,2 Millionen HIV-positive Frauen ein Kind. Rund 410.000 Kinder würden infiziert, fast alle von der Mutter.

Das HIV-Center ist bundesweit das erste Aids-Zentrum, das eine Sprechstunde speziell für infizierte Schwangere eingeführt hat. „Damit wir tätig werden können, müssen wir unbedingt von der HIV-Infektion wissen“, sagt Haberl, die auch im Vorstand der Deutschen Aids-Gesellschaft (DAIG) sitzt.

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