„Zwangsumzug“ wird zum Glücksfall

Historische Apotheke plattgemacht

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Berlin -

Im Berliner Stadtteil Schlachtensee ging kürzlich eine Ära zu Ende: Das historische Holzgebäude, das seit 1927 eine Apotheke beherbergte, wurde abgerissen. Was für das Ortsbild sehr schade ist, hat sich für die Apotheke selbst als kleiner Glücksfall erwiesen.

Bereits im September wurde das Haus plattgemacht, berichtet der zuständige Stadtentwicklungsstadtrat Patrick Steinhoff (CDU). Genauso wie die Bewohner der Gegend hatte er sich dafür stark gemacht, dass das Holzhaus erhalten bleibt. „Mein Minimalziel war, das zumindest einzelne Elemente des Gebäudes erhalten bleiben, auch um einen Erinnerungsort zu schaffen.“

Steinhoff hatte noch versucht mit dem alten Eigentümer Kontakt aufzunehmen, aber erfolglos. Er hätte sich gefreut, wenn alte Elemente des Baus bei dem nun geplanten Neubau Verwendung finden würden. Doch der Eigentümer wechselte nach dem Abriss.

Welche Pläne der neue Investor mit dem Grundstück hat, ist heute noch nicht genau zu sagen. Die Apotheke zog bereits Anfang 2022 aus, auch wenn sie hier „eine Institution in diesem Haus“ war, so Steinhoff.

Neuanfang bringt bessere Lage

Pächterin Carla Lorena Sosa Moreno und Inhaberin Dr. Jutta Wenger
Laut Apotheken-Pächterin Carla Lorena Sosa Moreno (links, hier mit Inhaberin Dr. Jutta Wenger) profitiert die Schlachtensee Apotheke von ihrer neuen Lage.Foto: Schlachtensee Apotheke

Natürlich sei das alles schade für das historische Gebäude, für die Apotheke war der „Zwangsumzug“ raus aus der „Hütte“, wie das Objekt liebevoll genannt wurde, aber wohl ein bisschen Glück im Unglück. Inhaberin Dr. Jutta Wenger konnte mit ihrem Team nur wenige hundert Meter weiter ein passendes Objekt finden. Sie selbst hält sich seit dem Umzug im Ausland auf, Pächterin Carla Lorena Sosa Moreno hat übernommen.

„Wir haben jetzt eine viel bessere Lage und mehr Laufkundschaft“, erzählt Apothekerin Sosa. Die typische, alteingesessene Kiez-Apotheke befindet sich nun in einer Straße mit mehreren Geschäften und einem Ärztehaus. Laut Sosa optimal für die Schlachtensee Apotheke, die unter dem altbekannten Namen, aber an neuer Adresse weiter betrieben wird. „Da hat Frau Wenger zum Glück schnell reagiert, als die Nachricht vom Abriss kam“, so Sosa. Sie leitet die Apotheke nun mindestens so lange, bis der Pachtvertrag Mitte 2025 ausläuft. Wie es danach weitergeht, werde sie zu gegebener Zeit mit der Inhaberin klären.

„Es ist traurig, dass das Holzhaus abgerissen wird, aber was soll man machen. Wandel gehört dazu“, so Wenger im vergangenen Jahr. Um den historischen Charme der Schlachtensee Apotheken am Leben halten zu können, besorgte sie sogar eine Sichtwahl aus dem Jahr 1903 und ließ dazu passende HV-Tische anfertigen.

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