Seit Anfang März „rollen“ 16 Fußbälle durch deutsche Apotheken. Mit dieser Aktion macht die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) auf sich und ihr 15-jähriges Bestehen aufmerksam. Unter dem Motto „Die Pille rollt“ soll in jedem Bundesland ein Ball durch möglichst viele Hände gehen. Startpunkt war jeweils die Offizin eines Apothekers, der als „Pate“ den Ball in Bewegung bringen soll: Er muss dafür sorgen, dass der Ball weiter gereicht wird – von Apotheken über Großhändler und Hersteller zu PTA-Schulen und Universitäten, Messen und Tagungen.
Projektinitiator Jochen Wenzel von AOG hofft auf die Kreativität und Eigeninitiative aller Beteiligten. Dokumentiert werden die „Reisen“ mit Geschichten und Schnappschüssen, die im Internet gepostet werden. „Primär geht es uns darum, den Verein bekannter zu machen und Kontakte herzustellen“, sagt Wenzel. „Viele wissen nicht, dass es uns gibt, selbst viele Apothekenangestellte.“
Zum 2. März wurden die Bälle über die Post oder über Großhändler an die Paten ausgeliefert. Nur die „Pille“ für Saarland startet erst in der nächsten Woche, die Bälle für Hamburg und Bremen sollten auf der Interpharm „ins Rollen gebracht“ werden, dort hat die Organisation einen Stand.
Von der Resonanz ist Wenzel überrascht. Der Pate in Niedersachsen etwa sei besonders aktiv: Mit dem Ball habe er bereits eine Physiotherapiepraxis, eine Arztpraxis und eine Krankenkasse aufgesucht. „Er ist damit durch Braunschweig getingelt und hat an verschiedenen Sehenswürdigkeiten Fotos gemacht.“
Dass die Paten selbst mit den Bällen umher reisen, verlangt Wenzel aber nicht. Stattdessen könnte der Ball etwa Kollegen, Studienfreunden, Apothekenboten oder sonstigen Bekannten mitgegeben werden. Alle könnten darauf unterschreiben. Jeden Abend soll der Pate Rückmeldung erhalten, wo der Ball „übernachte“. Höre er zwei oder drei Tage nichts, solle er nachfragen. Außerdem müsse er sich Stationen ausdenken und dafür sorgen, dass der Ball weiter komme.
Als besondere Highlights seien bereits Ausflüge zum Deutschen Fußball-Bund (DFB), auf das Ulmer Münster und den Kölner Dom geplant. Weiterhin hoffe man, das eine oder andere Fußball-Highlight mit ins Programm einbauen zu können. Denkbar sei auch eine Ballonfahrt.
„Die Leute sind sehr kreativ. Ein Teilnehmer ist in Bayern sogar auf einen Berg gestiegen“, sagt Wenzel. Er ist optimistisch, dass der Ball flächendeckend „rollen“ wird. Bis zum 21. April läuft die Aktion, dann sollen die Bälle wieder beim Paten ankommen und nach Berlin geschickt werden.
„Wir hoffen, dass möglichst alle 16 Bälle wieder ankommen“, sagt Wenzel. Vier Tage später werde in der Hauptstadt das AoG-Jubiläum gefeiert und ein Teil der Bälle zugunsten der Projektarbeit versteigert. Einige Bälle sollen in die Länder, in denen Projekte laufen, mitgenommen werden und dort zum Vergnügen aller verbleiben. Schon Ende April nimmt Wenzel einen Ball mit nach Nepal.
„Die Idee ist schon im vergangenen Herbst entstanden, als Deutschland noch im WM-Fieber war“, erzählt er. Innerhalb von wenigen Wochen habe die Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern die Aktion organisiert. „Auf die Fußbälle sind wir wegen der Doppelbedeutung von Pille gekommen – für Fußball und für Tabletten“, sagt Wenzel. „Ich bin außerdem fußballinteressiert, und Deutschland ist ein sehr fußballbegeistertes Land.“
AoG hat mehr als 1200 Mitglieder und leistet regelmäßig humanitäre Nothilfe, zuletzt nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen 2013 und nach dem Hochwasser auf dem Balkan 2014. Außerdem werden in Argentinien, Kenia, Mexiko, der Republik Moldau, Nepal, auf den Philippinen und in Tansania langfristige Projekte zur Verbesserung der Strukturen in der Gesundheitsversorgung durchgeführt.
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