Hier ist mein Geschenk! APOTHEKE ADHOC, 29.07.2017 08:51 Uhr
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Wir meinen jetzt einmal ausnahmsweise nicht die Apotheken Umschau. Immer wieder gehen kleine Dankeschöns über Deutschlands HV-Tische. Und auch im Kollegenkreis freut man sich über eine kleine Gabe. Verschenkt werden Blumen, Rum nach altem k.u.k-Rezept, Cocktails, Parfums, freie Tage und sogar Gedichte.
Andere Kollegen im Ruhestand pflegen die Rosen oder sammeln Briefmarken. Keine Option für Klaus Bsonek, Apotheker im Ruhestand. In seinem Labor im bayerischen Kleinostheim entsteht Rum nach einem geheimen österreichischen k.u.k.-Rezept, den er verschenkt. Nur zwei Menschen, sein Sohn und er, kennen die Zutatenliste.
Zu dem Rezept kam er auf kuriose Weise: „In den 70er-Jahren habe ich bei meinen Wien-Besuchen in der Drogerie-Kette Zum schwarzen Hund immer einen hervorragenden Rum gekauft. Er wurde nach einem alten k.u.k.-Rezept hergestellt.“ Das perfekte Souvenir für einen Apotheker auf Reisen. „Später gab es den Rum als Halbfertigprodukt, das man mit Wasser aufgießen musste.“ Eines Tages wurde das Unternehmen geschlossen.
„Der Rum hat so gut geschmeckt“, erinnert sich Bsonek, „ich habe mich gefragt, wo ich ihn herkriegen könnte.“ Er setzte sich ans Telefon. „Ich habe alle Namen durchtelefoniert, die in Frage kamen. Bei meinem letzten Anruf hatte ich eine ältere Dame am Telefon. Es war eine der beiden Schwestern, denen die Drogeriekette zuletzt gehört hatte.“ Er hatte die Nadel im Heuhaufen gefunden. Mit bayerischem Charme und Durchhaltevermögen überzeugte er die Wienerinnen, dass das Rezept für den k.u.k-Rum bei ihm in allerbesten Händen wäre.
„Die Schwestern haben mir schließlich die Erlaubnis gegeben, ihren Rum weiterhin herzustellen.“ Das Rezept befindet sich in seinem Tresor. So gern der Bayer plaudert – beim Nachfragen um die Zutaten wird er wortkarg: „Ich verrate nichts.“ Acht Zutaten sind‘s, eine davon ist Vanille. Der Alkoholgehalt liegt bei 38 Prozent. Mehr ist aus Apotheker Bsonek nicht herauszubekommen.
Zimt? Ingwer? Er lässt sich entlocken: „Es handelt sich nur um pflanzliche Naturstoffe, die man allesamt nicht in Deutschland bekommt.“ Den Rum produziert er als Hobby in seiner ehemaligen Apotheke. Kaufen kann man die Fläschchen nicht, sie werden nur verschenkt.
PTA Yüksel Lulu Sinik aus der Ammerland Apotheke im niedersächsischen Westerstede wollte vor kurzem ihre Kunden überraschen und servierte ihnen Cocktails. Den Klassiker Caipirinha und, für Gesundheitsbewusste, einen „Dufte Laune Apfelcocktail“ mit Bergamotte, Mandarine und Zitrone. „Der alkoholfreie Apfelcocktail ist die perfekte Erfrischung an einem sonnigen Tag, unsere Kunden haben sich sehr gefreut“, erzählt Sinik. Es gab keinen besonderen Anlass, aber wir finden: Der Sommer ist Grund genug für eine kleine Aufmerksamkeit mit Eiswürfeln!
Arandina Rathje hat eine besondere Stammkundin. Erika ist Mitte 60 und mag die PTA aus der Rosen-Apotheke in Heide besonders gern. Vor einiger Zeit kam sie mit einer Geschenkpackung, die ein wenig antiquiert schien. Der Inhalt: Tosca Parfum und Seife. „Die Kundin fragt seitdem auch immer wieder, ob ich das Parfum benutze“, sagt Rathje. Das deutsche Parfum gibt es seit 1921, es ist neben Chanel Nº 5 das meist verkaufte Parfum der Welt.
Da möchte man vielleicht nur ein paar Augentropfen kaufen und bekommt gleich ein Geschenk: Eine besondere Überraschung gab es für den ersten Kunden der Apotheke Vomp im österreichischen Vorarlberg. Sie feiert gerade ihren zehnten Geburtstag. Apothekenleiter Gerhard Unterkircher überreichte seinem Stammkunden Norbert Perfler, der am ersten Tag als erster in der Apotheke stand, eine Holzkiste mit zwei Flaschen Rotwein und einer Flasche Prosecco.
Oft eilen Kunden bei der Tür herein und genauso schnell verlassen sie auch wieder die Offizin. Aber manchmal entstehen zwischen PTA und Kunden kleine Freundschaften. Und kleine Geschenke erhalten sie. Wie zum Beispiel bei PTA Rosa Will aus der Rosen-Apotheke im IKC im thüringischen Arnstadt. Sie erzählt: „Im November 2015 habe ich in der Apotheke zur Probe gearbeitet. Da kam ein älterer Herr, der seitdem immer nach ‚Fräulein Rosa‘ fragt.“ Zu Weihnachten brachte er einen Weihnachtsstern, zwischendurch gibt‘s von ihm ein süßes Dankeschön in Form von Schokolade oder eine gelbe Rose. Kleine, unaufdringliche Gaben, die die Wertschätzung eines zufriedenen Patienten ausdrücken.
PTA Rosa sagt: „Man freut sich immer, wenn man weiß, dass die Kunden gern zu einem kommen. An so einem Tag kann einem keiner mehr etwas vermiesen. Dieser Kunde strahlt immer eine ansteckende Fröhlichkeit aus.“ Die gelbe Rose bekam sie mit dem Satz „Sie sind meine Lieblings-Apothekerin“ überreicht, der Stammkunde fuhr danach zum Urlaub an die Nordsee. „Er bedankt sich, weil ich immer so nett sei und ein Auge auf seine Krückenkapseln werfe und darauf hinweise, dass sie gewechselt werden müssen.“ Für sie ist das eine Selbstverständlichkeit – für den Patienten ein Anlass, sich ein kleines Geschenk zu überlegen.
In Thüringen scheinen besonders nette Apotheken-Kunden zu wohnen. PTA Susanne Kirchner aus der Marien-Apotheke in Arnstadt erzählt von einem Stammkunden, der Hobbyschreiber ist. „Alle fünf bis sechs Wochen bringt er ein kleines Gedicht vorbei. Er ist Rentner, holt sich gern bei uns die Apotheken Umschau. Er hat mir erzählt, dass er auch gern Geschichten schreibt.“ Eines Tages brachte er „Das Apotheken-Gedicht“ mit, das er im Internet gefunden hatte. Er fand, dass die PTA eine kleine Pause brauchte, weil sie gestresst aussah.
Apothekenmitarbeiter freuen sich natürlich über kleine Geschenke von Stammkunden. Aber auch innerhalb eines Unternehmens erhalten Geschenke die Freundschaft. Es gibt kleine wie den Blumenstrauß zum Geburtstag und größere, bei dem die Kollegen sammeln und etwas besonders Schönes kaufen. Eine sächsische Apothekerin, die gern anonym bleiben möchte, schenkt ihren Mitarbeitern gerne Gutscheine.
Wichtig ist dabei, dass sie maßgeschneidert sind: „Ein persönlicher Wunsch soll in Erfüllung gehen. Ich möchte nicht, dass jemand Handtücher kauft, weil er sie gerade im Haushalt braucht.“ Das Buch, das man immer schon lesen wollte. Ein kostbares Parfum, für das man selbst zu sparsam ist – aber mit Unterstützung der lieben Kollegen gönnt man es sich dann doch. Aber am schönsten ist so ein Geburtstag, wenn man nicht arbeiten muss. Deshalb schenkt die Apothekerin Mitarbeitern, die besonders fleißig waren, einen freien Tag. So erfahren sie davon: „Wir tragen einfach einen freien Tag als Überraschung im Dienstkalender ein. Die Freude ist dann immer groß.“
Apothekerin Jennifer Stock betreibt seit kurzem in Sundern im Sauerland die „Rochus-Apotheke“. Zur Eröffnung brachten Kunden, die sie schon von ihrer früheren Tätigkeit im Ort kannte, kleine Geschenke mit: Ein selbst gebasteltes Mini-Botenauto und einen Kaffeebecher mit der Aufschrift „So sieht eine richtig coole Apothekerin aus“. Da macht die Arbeit doch gleich doppelt so viel Freude.
Ein ebenso ungeplantes wie ungewöhnliches Geschenk machte die US-Pharmaziestudentin Sarah Cummings gerade obdachlosen Menschen. Nachdem ihre Hochzeit kurzfristig geplatzt war und sie ihr Luxus-Essen nicht mehr absagen konnte, lud sie kurzerhand Unbekannte ein. Ursprünglich hatte sie 170 Gäste eingeladen, die ihre 30.000-Dollar-Traumhochzeit mit ihr und ihrem Verlobten feiern sollten. Die 25-Jährige studiert an der Purdue University in Indianapolis Pharmazie und dachte praktisch: „Ich fühlte mich, als würde ich Geld in den Abfall werden, wenn das Essen ausfiele.“ Die Gäste freuten sich über das unverhoffte Geschenk – und auch die verhinderte Braut konnte wieder lächeln.