36 Jahre stand Helge Morche hinter dem HV-Tisch seiner Apotheke in Weiterstadt. Erst als er in den Ruhestand ging, erfüllte sich der 74-Jährige einen lang gehegten Traum und veröffentlichte Kinderbücher, die er selbst bebilderte.
Aus den vielen Ideen, die dem Apotheker „im Kopf herumschwirren“ sind mittlerweile drei Kinderbücher entstanden. Sein aktuelles Werk heißt „Vom Nilpferd, das zum Nil fährt“. Das Buch richtet sich vor allem an Kinder des ersten und zweiten Schuljahrs. Ursprünglich sollte es ein Mini-Buch werden. „Meine Geschichten setzen allerdings wie Bäume Jahresringe an“, schmunzelt Morche. „Jedes Mal, wenn ich mich mit der Geschichte beschäftige, kommt etwas Neues dazu“. Und so seien am Ende wie von selbst knapp 80 Seiten herausgekommen.
Die Geschichte handelt von einem Nilpferd, das nach Ägypten reist und viele Abenteuer zu Wasser, zu Land und in der Luft erlebt. Getragen von Luftballons segelt es über die Alpen. Der Wind treibt den Hippopotamus über das Mittelmeer bis weit in den Süden Italiens. Dort in seine Reise aber noch längst nicht zu Ende. Nicht nur die Geschichte stammt aus Morches Feder, sondern auch die liebevollen und detailreiche Zeichnungen. Sämtliche Skizzen hat der Apotheker selbst gestaltet. „Wie Wimmelbilder sollen die Illustrationen eine Geschichte erzählen“, sagt der 74-Jährige.
Eigentlich wollte der Autor, der 1942 in Sudetendeutschland geboren wurde, einen kreativen Beruf ergreifen. Allerdings stand es schon vor Morches Geburt fest, dass er den Beruf des Apothekers ausüben und damit in die Fußstapfen seiner Mutter treten würde. „Eigentlich wollte ich Baumeister werden“, sagt der Jugendstil-Fan.
Am Ende habe er doch noch in Frankfurt am Main Pharmazie studiert. Doch während des Studiums hätten ihn immer wieder Zweifel hinsichtlich seiner Berufswahl geplagt. Fast hätte er das Studium abgebrochen und wäre Graphiker geworden. Doch am Ende siegte die Vernunft und Morche legte sein Staatsexamen ab und wurde Apotheker.
Im Jahr 1970 übernahm er die Rathaus-Apotheke seiner Mutter in Weiterstadt. Zusammen mit seiner Ehefrau, die ursprünglich Bankkauffrau war und später zur PTA umschulte, führte er die Apotheke 36 Jahre lang. Da die Rathaus-Apotheke über eine lange Zeit die einzige Apotheke in Weiterstadt war, habe er rund um die Uhr gearbeitet. Nur sonntags zwischen 13 und 19 Uhr durfte der Pharmazeut eigenen Angaben nach mit behördlicher Genehmigung eine Pause machen. „Nach der Heirat haben meine Frau und ich acht Jahre lang keinen Urlaub gemacht“, erinnert sich Morche.
Doch immer wieder griff er zum Zeichenstift, auch wenn der Wunsch zu gestalten und zu illustrieren lange hinter seinen beruflichen Verpflichtungen zurückstecken musste. So habe er die Weihnachtsbriefe an Familie und Freunde immer mit Zeichnungen versehen. Auch Zettel mit Sonderangeboten für seine Apotheke habe er selbst gestaltet. Als Morche 2006 seine Apotheke verkaufte und in den Ruhestand ging, machte er seinen Jugendtraum wahr. Inzwischen sind drei Werke entstanden. Die Erzählung „Huhuu. Eine Gutenachtgeschichte“, die Morche im Jahr 2011 veröffentlichte, begleitet mit wenig Text und aufwendigen Bildern ein kleines Nachtgespenst bei seinem Streifzug durch die Stadt. Mit „Manche Menschen mögen Monster“ folgte vor einem Jahr ein weiteres Buch. Darin verbergen sich drei Geschichten, die mit Humor von Gruselwesen, die sich unter dem Bett, im Kühlschrank und auf der Kirmes tummeln, erzählen.
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