Hemau

Apothekenneubau mit Segen von oben

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Berlin -

In einer alten Gaststube baut Monika Vollmer an ihrem Lebenstraum von der eigenen Apotheke. Die Gegend des unweit von Regensburg gelegenen Hemau kennt sie ebenso gut wie den Schlag der hier lebenden Menschen. Jetzt ist ihre Zeit gekommen, das weiß sie ganz genau.

„Ich bin seit 20 Jahren Apothekerin und war bereits in verschiedenen Apotheken im Landkreis Regensburg“, erzählt Vollmer. „Schon lange will ich mich selbstständig machen, ich habe viele Objekte angeschaut, aber es war nicht leicht, eine geeignete Apotheke zu finden.“ Dann wurde sie schwanger und die Prioritäten verschoben sich. Erst einmal wollte sie Zeit für die Kinder haben.

Im August letzten Jahres hörten sie vom Stauber-Haus in Hemau, etwas mehr als 20 Kilometer von Regensburg entfernt. Erstmals wurde das Grundstück schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Zuletzt beherbergte das Haus eine über viele Familiengenerationen geführte Gaststätte. Da ihr letzter Pächter ohne Erbe blieb, wurde das Stauber-Haus an Thomas Semmler verkauft.

Der im Ort ansässige Holzbauunternehmer wollte im Erdgeschoss eine neue Apotheke ansiedeln. „Das Haus ist wunderschön und liegt mitten im Zentrum“, schwärmt Vollmer. „Das hat gepasst.“ Mit ihrem Mann habe sie lange überlegt, ob man die Finanzierung stemmen könne. „Im Dezember hatten wir alle Zahlen beisammen. Danach machten wir uns an die Planung der Einrichtung.“

Hemau zählt selbst 8500 Seelen, mit den Dörfern im Umkreis komme man auf knappe 10.000 Einwohner, die Stadt wachse stetig. „Die Gegend ist sehr schön. Für uns ist es nicht ungewöhnlich, aufs Land zu gehen. Mein Mann kommt aus Niederbayern, ich bin selbst ein Landei hier aus der Oberpfalz und bin vom selben Schlag wie die Menschen hier. Die Leute sind sehr geradlinig und ehrlich, sie haben eine genaue Vorstellung, was sie wollen.“

Bis vor ungefähr 15 Jahren habe es eine weitere Apotheke gegeben, berichtet Ehemann Clemens. „Sie musste schließen, weil es wohl keinen geeigneten Nachwuchs in der Familie gegeben hat.“ Mit der Apotheke am Rathaus von Dr. Frieder Roßkopf gibt es damit nur noch einen Mitbewerber. „Konkurrenz schadet ja eigentlich nicht, sie sorgt für eine Erhöhung der Qualität des Angebots. Dafür engagiert sich ja auch unser Bauherr.“ Der ansässige Mitbewerber sah das wohl nicht ganz so entspannt, lacht Vollmer, mehr verraten will er aber nicht.

Ohnehin will seine Frau völlig andere Akzente setzen. „Ich will den Fokus auf Naturheilverfahren speziell für ältere Leute legen und sie intensiv beraten. Mir ist es wichtig, dass sie sich gut aufgehoben fühlen. Dazu will ich eigens spezielle Plätze direkt am Handverkauf einrichten, damit sie während des Gesprächs sitzen können. Aber auch Rollstuhlfahrer und Menschen, die Schwierigkeiten beim Stehen haben, sollen es hier bequem haben.“

Der Bedarf werde noch steigen, habe ihnen die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) verraten. „Das Durchschnittsalter der Menschen liegt schon jetzt bei 43,3 Jahren“, sagt Vollmer. „Der Anteil der Über-65-Jährigen wird von heute 19 auf 25 Prozent in 2032 anwachsen.“ Vier Seniorenheime gebe es hier bereits in der Gegend. Vor allem für Senioren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, soll ein Lieferdienst eingerichtet werden. Doch auch auf eine mögliche Flucht der Menschen hinaus aufs Land wolle man sich vorbereiten: „Regensburg ist eine Boomtown. Die Mieten sind zwar nicht so hoch wie in München, proportional steigen sie aber stärker an. Junge Leute ziehen verstärkt in die Umgebung, auch nach Hemau.“

Die Vollmers wappnen sich mit einer zukunftsfähigen Einrichtung im Trend der Zeit. Tradition und Moderne soll die neue Offizin vereinen. Der Apothekeneinrichter Planquelle aus Straubing verbaut dafür viel natürliches Material, wie Holz, Glas und Stein. „Die Wände werden weiß getüncht, so kann ich besser eigene Akzente, etwa mit Bildern, setzen“, so Vollmer.

Bauherr Semmler hat sich auf die Restaurierung von alten Gebäuden spezialisiert und steuert noch eine besondere Kostbarkeit bei: „An die Apothekenwand kommen Fußbodendielen aus dem Bischofssitz von Regensburg. Da ist der Segen von oben gleich mit eingebaut.“ Doch ganz so weit ist es noch nicht. Noch wird kräftig gewerkelt. „Die Arbeiten gehen Hand in Hand, der Bauherr baut das Haus so um, wie wir es für unsere Bedürfnisse brauchen.“

Das Personal hat die künftige Apothekerin schon mal beisammen. „Ich dachte nicht, dass es so leicht geht, denn die Beschäftigungslage ist hier sehr gut“, freut sie sich. „Alle kommen aus einem Umkreis von höchstens 15 Kilometern und wissen gut, wie man mit den Leuten hier umgeht.“

Geht alles gut, dann wird Anfang Oktober eröffnet. Clemens Vollmer, selbst kein Apotheker, wird sich dann um die EDV kümmern, Medikamente ausfahren und den Kontakt zu den Einwohnern pflegen. Die künftigen Kunden freuen sich schon, hat Monika Vollmer erfahren: „Sie kommen uns immer wieder auf der Baustelle besuchen: ‚Das ist ja toll, dass eine zweite Apotheke kommt.’ Das macht mir Mut.“

Die Kolleginnen in der Regensburger Albertus-Magnus-Apotheke freuen sich mit, auch wenn sie ihre Kollegin nur ungern ziehen lassen. Aber ein Zurück kommt nicht infrage: „Die Arbor-Apotheke ist mein Projekt. Für mich ist das jetzt genau der richtige Zeitpunkt.“

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