Heilpflanzen im Frühjahr

Schmerz und Heilung zugleich – die Brennnessel

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Berlin -

Eine der ersten arzneilich genutzten Pflanzen, die uns im Frühjahr begrüßt, ist die Brennnessel. Sie ist gleichermaßen beliebt und gefürchtet, denn die krautige Pflanze kann heilen und verletzen. Wächst sie einmal im Garten, so wird man die Urtica so schnell nicht mehr los. Aber wer sich mit ihrer Wirkung auskennt, der wird sie als dauerhaften Gast vielleicht sogar zu schätzen wissen. Mit der Osterzeit ist die Brennnessel traditionell verbunden, denn zu Gründonnerstag wurde sie früher als Gemüse gegessen, was im ganzen Jahr vor Geldnot schützen sollte.

Die Brennnessel gehört wie der Löwenzahn zu den Pflanzen, die landläufig gerne im Rahmen einer Frühjahrskur im Salat gegessen oder als frischer Pressaft getrunken werden. Dazu werden etwa eine handvoll frisch gezupfte und abgespülte Blätter mit etwas Wasser im Mixer zerkleinert und über eine Dauer von vierzehn Tagen Esslöffelweise eingenommen. Das soll die Selbstreinigungskräfte des Körpers aktivieren und Leber und Niere bei ihrer Arbeit unterstützen. Die diuretische Wirkung der Brennnessel ist hinreichend untersucht und nachgewiesen, so dass man sie in vielen entwässernden Teemischungen finden kann.

Dass die Brennnessel nicht besonders beliebt ist, verdankt sie einerseits der Tatsache, dass sie sich schnell im Garten vermehrt und durch ihr Wurzelgeflecht nicht mehr so schnell vertrieben werden kann. Andererseits sind es natürlich ihre Brennhaare, die aus ihr einen unbeliebten Gast auf dem eigenen Grundstück machen. Jeder hat sie schon einmal unbeabsichtigt berührt. Quaddeln und starker Juckreiz sowie mehr oder weniger ausgeprägte Schmerzen sind die Folge eines Hautkontaktes. Diese Symptome verliehen einer allergischen Reaktion sogar den Namen „Urtikaria – die Nesselsucht“. Dagegen hilft nur kühlen und eventuell die Heilkraft eines anderen Krautes, dem Spitzwegerich.

Wie auch Löwenzahn und Schöllkraut zeigt der massenhafte Bewuchs einer Fläche mit Brennnesselpflanzen das vermehrte Vorkommen von Stickstoff an. Die Brennnessel ist daher in unserer Kulturlandschaft in der vielerorts gedüngt wird, häufig zu finden. Überhaupt ist sie extrem erfolgreich, denn außer in der Antarktis kann man überall auf der Welt eine der dreißig Arten finden. Der eingelagerte Stickstoff findet in der Gärtnerei selbst häufig Verwendung. Aus der ganzen Pflanze lässt sich eine Brennnesseljauche herstellen, die nun ihrerseits eine Düngerwirkung hat.

Das Kraut enthält mit circa 30 Prozent einen sehr hohen Eiweißanteil. Man findet daher Brennnesselpulver häufig in Sportlernahrung oder Smoothies. Tierzüchter kennen außerdem die aufbauende Wirkung der Pflanze und geben sie gerne klein geschnitten zum Aufzuchtfutter der Jungtiere hinzu. Möchte man die frische Pflanze verarbeiten, so erntet man sie am Besten mit Handschuhen und verstaut das Kraut in einem Jutesack. Leicht angedrückt verlieren die Brennhaare einen großen Teil ihrer Wirkung. Getrocknet, mit heißem Wasser übergossen, gekocht oder mit dem Nudelholz durchgewalkt werden sie komplett unschädlich gemacht.

Auch die Wurzeln und die Samen werden traditionell als Heilmittel verwendet. Während ein Tee aus der Brennnesselwurzel bei beginnender Prostatahyperplasie helfen soll, werden die Samen gegen Haarausfall angewandt. Sie schmecken angenehm nussig und können unter ein Müsli gemischt eingenommen werden. Zu früheren Zeiten bekamen Pferde diese Samen einige Wochen lang zugefüttert bevor sie verkauft wurden, denn mit dichtem glänzendem Fell stieg auch der Verkaufspreis. Auch heute noch verfüttern einige Halter dieses Superfood in der Zeit des Fellwechsels zum Frühjahr und Herbst an ihre Tiere. Als Spülung für die Haare eignet sich auch warmer Brennnesseltee.

Für alle Freunde der selbstgemachten Geschenke ist eine Brennnesselsalbe ein außergewöhnliches Mitbringsel, das die Durchblutung der Haut stärken soll, und traditionell bei Rheuma- und Muskelschmerzen angewendet werden kann. Die Zutaten dazu finden sich ganz einfach in der Apotheke. Etwa drei Wochen vor Beginn der Zubereitung sollte das Kraut mit einem Pflanzenöl wie Oliven- oder Jojobaöl in einem sauberen Schraubdeckelglas angesetzt und täglich geschüttelt werden. Dann wird das Öl durch ein Tuch geseiht, und kann etwa im Verhältnis 3,5:1 mit Bienenwachs aufgeschmolzen und kaltgerührt werden. Wer gerne eine weichere Konsistenz hätte verarbeitet etwa zehn Prozent Sheabutter mit. Soll die Salbe für Muskelschmerzen verwendet werden können auch noch Zimt, Ingwer oder ein wenig Cayennepfeffer mitverarbeitet werden.

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