Die Tankstelle könnte es dieses Jahr noch richten, wenn an Weihnachten ein letztes Geschenk fehlt. Denn wer Präsente am liebsten auf den letzten Drücker kauft, hat es diesmal schwer. Weil Heiligabend auf einen Sonntag fällt, bleiben die meisten Geschäfte in Deutschland geschlossen. Schlechte Nachrichten also für alle, die noch schnell zum Elektromarkt oder in die Parfümerie wollten.
In manchen Bundesländern gibt es zwar Ausnahmen, dort dürfen zum Beispiel Geschäfte stundenweise öffnen, die vor allem Lebensmittel, Blumen oder Weihnachtsbäume anbieten. „Davon werden sicherlich auch einige Unternehmen Gebrauch machen“, sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland. „Aber wir gehen nicht davon aus, dass es flächendeckend eine Sonntagsöffnung geben wird.“
Denn mehrere große Supermarktketten haben bereits angekündigt, dass ihre Läden am 24. Dezember zubleiben. Die Discounter Aldi, Lidl und Norma zum Beispiel. Bei Rewe und Edeka könnte es unter Umständen anders sein: Selbstständig geführte Filialen entscheiden selbst über den Betrieb an Heiligabend. Die Gewerkschaft Verdi rief schon mal vorab zum Einkaufsverzicht auf – aus Rücksicht auf die Mitarbeiter.
Nach Einschätzung von Genth könnten auch kleinere Bäckereien die Chance nutzen und für einige Stunden aufmachen. Auch Tankstellen können öffnen. Für alle anderen Geschäfte, in denen die Menschen üblicherweise Geschenke kaufen, heißt das Ihnen bleibt dieses Jahr weniger Zeit zum Verkaufen. Trotzdem geht der Handelsverband davon aus, dass die Menschen eine Rekordsumme beim Einzelhandel lassen.
Der Verband erwartet für November und Dezember einen Umsatz von 94,5 Milliarden Euro – das wären drei Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders der 23. Dezember werde wohl ein voller Tag in den Innenstädten, schätzt Genth. Laut einer Befragung der privaten FOM Hochschule wollen die Deutschen im Schnitt etwa 460 Euro für Geschenke ausgeben. Den Unternehmen bringen vor allem Spielzeug, Bücher, Elektronik und Schmuck vor den Festtagen viel Geld ein.
Der Verkauf über das Internet wird dabei immer wichtiger. Jeder achte Euro könnte diesmal im Weihnachtsgeschäft an einen Online-Anbieter gehen. Der Umsatz soll laut HDE-Prognose deutlich stärker zulegen als im stationären Handel. Aber auch das Netz kann nicht jedem helfen, der mit seinen Besorgungen spät dran ist. Die Deutsche Post nämlich hat nach Angaben eines Sprechers noch nicht entschieden, ob sie auch am 24. Dezember noch Pakete ausliefert.
Dass einige Supermärkte am 24. Dezember nicht öffnen wollen, findet die Evangelische Kirche in Deutschland gut. „Die vielen Angestellten im Einzelhandel sollten dieselben Möglichkeiten haben wie die Mehrheit der Bevölkerung, vorweihnachtlichen Stress abfallen zu lassen, mit Familie oder Freunden zusammenzukommen und ihrer Seele etwas Gutes zu tun“, sagt ein EKD-Sprecher.
Auch Berlins Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) wünscht sich, dass Supermärkte die Sonderöffnungszeiten nicht nutzen. Damit würden sie den Interessen ihrer Mitarbeiter folgen, erklärte sie. Das könne man auch als Kunde tun, indem man seine Einkäufe bis zu diesem Sonntag erledigt habe. Alle Geschenke rechtzeitig beisammenzuhaben, wünschen sich wahrscheinlich viele Menschen. Schaffen werden es sicher nicht alle. Ob der Eiskratzer von der Tanke dann noch helfen kann, wird wohl erst unter dem Christbaum entschieden.
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