Am Dienstag, dem Internationalen Hebammentag, wollen Hebammen bundesweit auf die Straße gehen – nicht nur um auf schlechte Arbeitsbedingungen hinzuweisen. Hebammen sehen die Versorgung von Schwangeren in Gefahr: „In grenznahen Regionen und Großstädten wie Frankfurt gibt es schon jetzt Probleme, am Wochenende eine Hebamme für die Nachsorge zu Hause zu bekommen“, sagte Martina Klenk, die Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes.
„Es geht nicht nur um unseren Berufsstand. Es geht um die Versorgung von Frauen und Familien durch Hebammen-Hilfe. Wenn die wegbricht, haben wir gesundheitliche Mangelzustände“, so Klenk. Angesichts der Zunahme von Kaiserschnitten und dem Trend zum „Babyfernsehen“ per Ultraschall warnte sie zudem vor einer Entmündigung der Frauen: „Da geht auch das Gespür der Mutter zum Kind verloren.“ Klenk gab zu bedenken, dass Mütter durch den Ultraschall ihr Kind als ein Gegenüber erfahren – das Gefühl für die Einheit von Mutter und Kind gehe dabei verloren.
Dass jede dritte Frau in Deutschland ihr Baby per Kaiserschnitt zur Welt bringt, ist aus Sicht der Hebammen nicht nötig. Frauen würden nur zunehmend verunsichert, hätten kein Zutrauen mehr in ihre eigene Körperkompetenz. „Geburt wird als Risiko gesehen statt als normales Lebensereignis. Das ist schade“, so Klenk.
Darüber hinaus sollen die Aktionen am Hebammentag auf die schlechten Arbeitsbedingungen der Hebammen aufmerksam machen. „Vor allem in Kliniken herrschen miserable Bedingungen, weil das Personal drastisch reduziert wurde und es eine unglaubliche Arbeitsverdichtung gibt. Wenn eine Hebamme drei bis fünf Frauen gleichzeitig betreuen muss und übermüdet ist, können Fehler passieren“, kritisierte Klenk. Sie sprach sich außerdem für eine Lohnanpassung und eine Lösung der Haftpflichtfrage aus. Hebammen müssen ab Juli jährlich 6200 Euro an Versicherung zahlen.
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