Die Fraunhofer-Gesellschaft ehrt eine Forschergruppe für die Entwicklung einer neuen Methode zur Wundheilung, bei der Plasma eingesetzt wird. Dabei handelt es sich nicht um Blutplasma, sondern um elektrisch aufgeladenes Gas. Auf ihrer Jahrestagung in Wiesbaden überreichte die Gesellschaft dem Wissenschaftlerteam dafür einen ihrer vier mit 50.000 Euro dotierten Preise für angewandte Forschung.
Plasma wird in der Physik auch als vierter Aggregatzustand bezeichnet und ist Gas, das freie Ladungsträger enthält und daher Strom leitet. Die „PlasmaDerm“ genannte Heilmethode mit dem ionisierten Gas ist vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) in Braunschweig und Ärzten der Universität Göttingen entwickelt worden.
Das Plasma verringert die Zahl der Keime und fördert die Durchblutung der Haut, damit sie besser heilen kann. Die Methode könnte nicht nur bei der Wundheilung, sondern beispielsweise auch in der Behandlung von Neurodermitis, Schuppenflechte oder „offenen Beinen“ von Diabetikern zum Einsatz kommen.
Dazu wird sogenanntes nicht-thermisches, also „kaltes“ Plasma mit einem etwa taschenlampengroßen Apparat direkt auf der Haut erzeugt: Wird das Gerät nahe an den Körper herangeführt, wandeln elektrische Felder die Luft zwischen Haut und Gerät zu Plasma. Die Forschergruppe erklärt, dass die Plasmamethode die Ansätze der UV-, Ozon- und Elektrotherapie vereine und eine bessere Heilwirkung in kürzerer Zeit bewirke.
Bundespräsident Joachim Gauck hat während der Feierlichkeiten die wichtige Rolle technischer Neuerungen für die Wirtschaft und für alle Bürger betont. „Für eine Gesellschaft, in der die Menschen länger leben, sind Innovationen von entscheidender Bedeutung“, sagte Gauck.
Ein weiterer Preis geht an Fraunhofer-Molekularbiologen aus Münster: Sie entdeckten, dass Naturkautschuk nicht nur vom Kautschukbaum gewonnen werden kann, sondern auch aus der Allerweltspflanze Löwenzahn. Der Naturstoff wurde schon erfolgreich in Autoreifen getestet.
Einen Preis gab es auch für die Entdeckung, dass diamantähnliche Kohlenstoffbeschichtungen auf Motorteilen helfen, in großem Umfang Treibstoff zu sparen. Ebenso wurden Autolautsprechersysteme in Konzertsaal-Qualität ausgezeichnet. Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt in Deutschland 66 Institute und hat 24.000 Mitarbeiter.
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