In den sozialen Medien machten sich in den vergangenen Tagen Gerüchte über angebliche Aufrufe der chinesischen Behörden zur Schlachtung von Haustieren breit, um das neuartige Coronavirus einzudämmen. Doch wie ist der Stand der Dinge? Stellen Haustiere wirklich eine Infektionsquelle dar beziehungsweise können auch sie sich mit SARS-CoV-2 anstecken?
Nachdem auf Facebook & Co. verschiedenste Meldungen über die Anordnung der Haustier-Schlachtung auf sich aufmerksam machten, ist auch hierzulande das Thema Haustiere in Bezug auf das Coronavirus in den Fokus gerückt. Viele Chinesen würden ihre Haustiere zwar nicht schlachten – dafür allerdings aussetzen – aus Angst, sich anstecken zu können. Ob die Anordnungen der Wahrheit entsprechen ist jedoch unklar.
Denn für Haustiere lassen sich in Bezug auf das Coronavirus in China keine konkreten Anweisungen finden – anders sieht es wohl für Straßenhunde aus. Auf der offiziellen Regierungswebseite des Ortes Jinzhai gibt es eine Art Leserbrief: Der Autor fordert, das böswillige Töten von Hunden und Katzen zu beenden, da es keine konkreten Anhaltspunkte für die Übertragung durch Haustiere gebe. Die Stadtverwaltung antwortete jedoch, dass gemäß einem Dokument für die Prävention und Bekämpfung von Lungenentzündungen das Töten der Straßenhunde erforderlich sei und auch die Ausbreitung des Virus verhindern solle.
Vor kurzem hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschiedener Mythen über Corona angenommen. In Bezug auf Haustiere heißt es darin: „Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen mit dem neuen Coronavirus infiziert werden können.“ Es sei jedoch immer eine gute Idee, die Hände nach dem Kontakt zu Haustieren mit Wasser und Seife zu waschen. Dies schütze unter anderem vor verschiedenen Bakterien wie E. coli und Salmonellen, die zwischen Haustieren und Menschen übertragen werden können.
Derzeit wird also davon ausgegangen, dass Haustiere für das Virus nicht empfänglich sind – demnach würden sie auch keine Infektionsquelle darstellen. Da die ersten Erkrankten den Tiermarkt in Wuhan besucht hatten, wird vermutet, dass das Virus von Wildtieren auf den Menschen überging – wie auch schon der SARS-Erreger, der 2002/2003 für eine Pandemie mit rund 800 Toten gesorgt hatte.
Das neuartige Virus weist Forschern zufolge Ähnlichkeit mit bereits in Fledermäusen gefundenen Viren auf, möglicherweise könnten jedoch andere Tiere als Zwischenwirte fungieren. Ob es direkt auf den Menschen übertragen wurde oder ob es Zwischenwirte gab, ist noch nicht abschließend geklärt. Mithilfe von Virusproben von Infizierten konnten die chinesischen Forscher den genetischen Code bestimmen. So vermuten einige chinesische Forscher, dass der Erreger von Schlangen auf den Menschen übergesprungen ist – dabei soll es sich um die Chinesische Kobra und den Vielgebänderten Krait handeln, beide Schlangenarten sind in China relativ weit verbreitet.
Es könnte sich auch um eine Vermischung aus Fledermaus- und Schlangenviren handeln: Diese könne Experten zufolge zustande kommen, wenn beide Tierarten in unmittelbarer Nähe zueinander gehalten werden – wie es beispielsweise auf Märkten in China an der Tagesordnung ist. Derzeit wird vermutet, dass das Virus beim direkten Kontakt von Menschen zu infizierten Schlangen auf dem Markt in Wuhan übertragen wurde.
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