Viele Apotheken beziehen sich in ihrem Namen auf regionale Besonderheiten. Ralf Reisinger wählte daher für seine Apotheke in der bayrischen Hallertau, Deutschlands ältestem Hopfenanbaugebiet, den Namen „Hopfen-Apotheke“. Nach der Eröffnung häuften sich bald Kundenanfragen nach speziellen Hopfenprodukten. Das brachte Reisinger auf eine Geschäftsidee.
Reisinger hatte seine Apotheke 1998 in Geisenfeld neu eröffnet. Aufgrund der Kundennachfrage entwickelte er schon 1999 ein Hopfen-Kräuterbad. Weitere Eigenprodukte folgten nach und nach. Inzwischen umfasst das Sortiment sieben Produkte und reicht vom Hopfentee bis zum Hopfen-Oliven-Badeölsalz, Reisingers derzeitigem Favoriten. „Wir beziehen das Olivenöl direkt vom Bauern aus Griechenland“, sagt er.
Alle Produkte stellt Reisinger selbst in den Räumlichkeiten der Apotheke her. Eine befreundete Designerin habe die Verpackungen entworfen. Direkt werben müsse er für sein Angebot nicht: „Das läuft über reine Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Und die funktioniert so gut, dass Reisinger inzwischen auch andere Apotheken beliefert. Er verkauft auch an Brauereien, die seine Produkte als Werbegeschenke verwenden oder in angeschlossenen Shops vertreiben.
Reisinger hatte auch eine Anfrage vom Münchener Flughafen bekommen. „Aber die haben Stückzahlen angefordert, das hätten wir nur mit Lohnerstellern erreichen können“, sagt er. Der Erlös wäre verglichen mit den Aufwand sehr gering gewesen. Daher habe er den Auftrag abgelehnt.
Hopfen zählt als wichtiger Bestandteil des Bieres zum deutschen Kulturgut. Geisenfeld gilt als die „Wiege des Hopfens“, denn hier sollen im Jahr 736 slawische Kriegsgefangene die Pflanze erstmals auf deutschem Boden angebaut haben. Die Region Hallertau ist heute das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet Deutschlands.
Die Bitterstoffe im Hopfen sorgen nicht nur für herben Biergeschmack, sondern wirken auch entzündungshemmend. Reisinger hat sich diese Eigenschaft für seine Badezusätze und Lippenpflege zunutze gemacht. Für sein Hopfen-Badesalz etwa reichert er Salz aus dem Toten Meer mit beruhigender Hopfentinktur an, um Hautprobleme noch erfolgreicher behandeln zu können.
Darüber hinaus wirkt Hopfen, die Arzneipflanze des Jahres 2007, als natürliches Schlafmittel. „Da Hopfen aber zugleich eben sehr bitter ist, trinken die meisten einen Hopfentee nicht so gerne ein zweites Mal“, so Reisinger. Er habe daher seinen Tee mit Haselnuss, Hibiskus, Hagebutte und Rosenblüten abgeschmeckt. „Meine Mitarbeiter mussten dabei als Verkoster herhalten“, erzählt er.
„Die Hopfenprodukte machen zwar nur einen kleinsten Teil der verkauften Apothekenartikel aus – sind aber ein großer Werbeträger“, sagt Reisinger. Welches Produkt am meisten nachgefragt werde, schwanke recht stark, berichtet er. Am besten gehe meist die Lippenpflege: „Das ist der ideale Mitnahmeartikel“, so der Apotheker.
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