Hamm

Apothekerin sucht syrische Praktikanten Maria Hendrischke, 01.10.2015 13:13 Uhr

Berlin - 

Nicht nur aus ihrem Heimatland geflohene Apotheker suchen in Deutschland Arbeit. Umgekehrt würde sich Apothekeninhaberin Brigitte Wigand-Heppelmann über ausländische Unterstützung für ihre Paraplus-Apotheken im westfälischen Hamm freuen. Um syrischen Flüchtlingen besser helfen zu können, sucht sie einen Arabisch sprechenden Praktikanten.

Um Rezepte einzulösen, würden zwar die Flüchtlinge in Hamm nicht selbst in die Apotheke geschickt. Stattdessen würden die verschreibungspflichtigen Medikamente von der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) abgeholt und dann im Lager verteilt, berichtet Wigand-Heppelmann. Die Abrechnung der Rezepte funktioniere bisher auch problemlos; die Kosten erstattet die Regierung.

Anders sei es aber, wenn Flüchtlinge in die Offizin kämen, um OTC- und Freiwahlprodukte zu kaufen. Die ZUE, in der aktuell etwa 700 Flüchtlinge wohnen, liegt nur etwa 200 Meter von Wigand-Heppelmanns Paracelsus-Apotheke entfernt. Wenn die Asylbewerber einkauften, sei es mit der Verständigung nicht immer einfach. Bisher habe es mit Englisch zwar meist geklappt. „Aber ich hätte gerne einen syrischen Praktikanten, der auf Arabisch beraten könnte“, sagt sie.

Dabei geht es ihr nicht nur darum, die sprachliche Barriere zu überwinden: Sie konnte auch Unterschiede in der Mentalität feststellen: Flüchtlinge hätten zum Beispiel versucht, mit ihr über Preise zu feilschen. „Dass so etwas hierzulande nicht üblich ist, musste ihnen zunächst jemand erklären“, meint Wigand-Heppelmann.

Schon jetzt hätten 50 Prozent ihrer Mitarbeiter einen Migrationshintergrund. „26 meiner knapp 50 Mitarbeiter sind aus Polen, Russland und den baltischen Ländern“, erzählt Wigand-Heppelmann. Sie habe sehr gute Erfahrungen gemacht; ihr gefällt der Arbeitswillen und Ehrgeiz der Migranten. „Sobald sie die deutsche Sprache beherrschen, klappt alles super“, berichtet sie.

Die Einarbeitung erfordere allerdings durchaus mehr Zeit als bei deutschen Mitarbeitern. „Am Anfang muss man sie schon sehr an die Hand nehmen“, sagt Wigand-Heppelmann. Doch dazu sei sie mit ihren insgesamt vier Apotheken gut aufgestellt. Damit es für die neuen MItarbeiter anfangs nicht zu stressig wird, arbeite sie mit einem Pflegedienst zusammen, der das gleiche Kassensystem verwendet. „Wenn die Abrechnung und der Umgang mit Rabattverträgen sitzt, bilden wir sie in einer Apotheke aus, in der wir eine gesonderte OTC-Abteilung haben. Erst danach stehen sie am HV-Tisch.“

Mit den ausländischen Mitarbeitern gab es laut Wigand-Heppelmann also keine Schwierigkeiten; im Umgang mit den Behörden dagegen schon. Besonders die Sprachprüfungen hätten ihre Angestellten aus Rumänien erst spät ablegen können, weil kein frühzeitiger Termin angeboten wurde. „Von der Apothekerkammer wurde ich leider nicht unterstützt“, kritisiert sie. „Ich würde mir mehr Hilfe wünschen. Ich will gerne Flüchtlinge beschäftigen, aber es sollte Apothekern leichter gemacht werden.