Halsschmerzmittel fallen durch APOTHEKE ADHOC, 26.11.2010 11:45 Uhr
Das Geld für Halsschmerzmittel können sich Patienten mit Erkältungen sparen - zu diesem vernichtenden Urteil kommt zumindest das Magazin Öko-Test. Untersucht wurden 20 als Arzneimittel zugelassene Halsschmerzmittel, darunter auch ein traditionelles Arzneimittel. Lediglich einmal vergaben die Tester die Schulnote „befriedigend“, die übrigen Lutschtabletten, Pastillen, Sprüh- und Gurgellösungen fielen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch.
Die entzündungshemmenden, keimtötenden oder lokal betäubenden Präparate brächten dem Patienten keine Vorteile, kritisiert Öko-Test. Bestenfalls wirkten die Halsschmerzmittel symptomatisch, ohne aber die Schmerzdauer zu verkürzen. Die Medikamente zeigten „eklatante therapeutische Schwächen“ und seien deshalb verzichtbar, urteilte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt, der Öko-Test bei Arzneimitteln berät.
Die Prüfer monierten vor allem die nicht ausreichend nachgewiesene Wirksamkeit der meisten Präparate. Nur für den Testsieger, Trachisan Halsschmerztabletten (Lidocain; Engelhard Arzneimittel), lägen belastbare Studien vor, die den kurzzeitigen Gebrauch bei starken Halsschmerzen sinnvoll erscheinen ließen. Notenabwertungen gab es außerdem für die Kombination zweier Antiseptika. Die Wirksamkeit werde dadurch nicht erhöht, stattdessen nehme die Gefahr von Nebenwirkungen - etwa eine Allergieentwicklung - zu. Lokalantiseptika erreichten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) ohnehin nicht die wesentliche Infektion in der Tiefe des Gewebes.
Weil 50 bis 80 Prozent der Rachenentzündungen von Viren ausgelöst würden, zog Öko-Test auch für die Präparate mit den antibiotischen Wirkstoffen Fusafungin und Thyrothricin Punkte ab, bemängelt wurde auch der Wirkstoff Benzocain. Bei den Hilfsstoffen gab es Abwertungen für Alkohol, Paraffine und Farbstoffe.
„Mangelhaft“ schnitten unter anderem Anginetten Halstabletten (Cetylpyridiniumchlorid; Divapharma-Knufinke) ab sowie Dobendan Strepsils Direkt (Flurbiprofen; Reckitt Benckiser), Gurgellösung-Ratiopharm (Dequaliniumchlorid), Jasimenth CN (Dequaliniumchlorid, Ascorbinsäure; Bolder), Laryngomedin N (Hexamidindiisethionat; Artegodan), Mallebrin Konzentrat zum Gurgeln (Aluminiumchlorid; Krewel Meuselbach) und Mucoangin gegen Halsschmerzen (Ambroxol; Boehringer Ingelheim).
Die Schulnote „ungenügend“ erhielten beispielsweise Anaesthesin-Pastillen bei Halsschmerzen (Benzocain; Dr. Ritsert), Benzocain-Menthol-Dragees 3,6 mg zum Lutschen (Inresa), Dobendan Strepsils Cool (2,4-Dichlorbenzylalkohol, Amylmetacresol) und Dobendan Strepsils Dolo bei Halsschmerzen (Cetylpyridiniumchlorid, Benzocain; beide Reckitt Benckiser), Dorithricin Halstabletten (Tyrothricin, Benzalkoniumchlorid, Benzocain; Medice), Lemocin (Tyrothricin, Lidocain, Cetrimoniumbromid; Novartis), Locabiosol S Inhalierspray (Fusafungin; Stada), Neo-Angin Halstabletten (2,4-Dichlorbenzylalkohol, Amylmetacresol, Levomenthol; Divapharma-Knufinke) und Wick Sulagil Halsspray (Lidocain, Cetylpyridiniumchlorid, Dequaliniumchlorid).