In Halle herrscht seit dem Mittag Ausnahmezustand. Nach den tödlichen Schüssen im Paulusviertel ist die Stadt voll von Polizisten, Hubschrauber kreisen und die Bürger verstecken sich in ihren Häusern. Die Täter sind offiziellen Angaben zufolge immer noch flüchtig. In den Apotheken nahe des Tatortes sind die Türen verschlossen, die Mitarbeiter harren aus. Kunden trauen sich kaum noch in die Offizin. Unterdessen werden die beiden Schussopfer in der Klinik behandelt.
Die August-Bebel-Apotheke liegt nicht weit vom Tatort in der Humboldtstraße entfernt. „Wir sind in voller Besetzung in der Apotheke und bleiben bis 18 Uhr und darüber hinaus“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Tür der Apotheke sei seit Stunden verschlossen. „Wenn ein Kunde kommt, sind wir schnell an der Tür“, sagt sie. Allerdings habe seit der Tat nur ein Kunde die Apotheke aufgesucht.
Die Apotheke am Rathenauplatz ist nur eine Querstraße von der Tat entfernt. „Die Tür ist momentan zu. Wir haben ein Schildchen angebracht wie im Notdienst, dass die Kunden bei Bedarf klingeln.“ Seit die Meldung raus ist, hätten zwei Kunden die Apotheke aufgesucht. Um 18.30 Uhr ist für die Mitarbeiter Feierabend. Dann werde die Tür endgültig abgesperrt. „Wir gucken mal, ob wir uns dann raustrauen.“ Von den Vorfällen haben die Mitarbeiter durch Anrufe von Freunden erfahren, seitdem läuft das Radio. „Die öffentlichen Medien funktionieren super“, sagt eine Mitarbeiterin. Polizeikontakt hatte die Apotheke jedoch nicht.
Auch in der Paulus-Apotheke ist man alarmiert. Der Betrieb liegt nur wenige Straßenzüge entfernt. Wie bei den Kollegen sind auch dort die Türen verschlossen. Die Mitarbeiter sind aber für ihre Kunden bis 18 Uhr vor Ort. „Die Straßen sind leer“, sagt ein Angestellter. In der Lilien-Apotheke hatte der Fahrer am Nachmittag berichtet, dass die Ludwig-Wucherer-Straße komplett gesperrt sei. Die Steintor-Apotheke war zu dieser Zeit telefonisch nicht zu erreichen. Die Apotheken in Halle erwarten heute keine Kundschaft mehr. Auch in den Praxen haben sich die Mitarbeiter eingeschlossen.
Eine Person wurde laut Polizei festgenommen. Die Einsatzkräfte sind mit starker Präsenz in und um Halle präsent. Hubschrauber kreisen über die Stadt. Laut Bild.de wollten die Täter die Türen von einer Synagoge aufschießen. Spekulationen über eine Geiselnahme in einem Edeka-Markt konnte die Polizei nicht bestätigen.
Am Mittag fielen mehrere Schüsse in Halle. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, auch Verletzte soll es geben. Die mutmaßlichen Täter waren mit einem Fahrzeug flüchtig. Die Polizei bat Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen oder sich in Sicherheit zu bringen. Die Straßen sollten gemieden werden. Auch im nahe gelegenen Landsberg sollen Schüsse gefallen sein.
Die Lage ist auch am Abend nach wie vor unklar. Im Radio wird die Bevölkerung aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Der Bahnhof wurde gesperrt, der Straßenbahnverkehr eingestellt. Taxen fahren nicht, mit dem Auto kommt man aber durch die Stadt.
Im Universitätsklinikum Halle werden nach den tödlichen Schüssen zwei Verletzte behandelt. „Ein Patient hat Schussverletzungen, er wird gerade operiert“, sagte ein Klinikumssprecher. Zur Identität der Verletzten konnte er zunächst keine Angaben machen, auch nicht dazu, ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Das Universitätsklinikum habe angesichts der unklaren Lage in der Stadt vorsorglich die Notaufnahme personell verstärkt. Drei Operationssäle stehen zudem zur Verfügung, wie der Sprecher sagte. Auch in anderen Kliniken dürfen nach Ausruf der Großgefahrenlage die Mitarbeiter vorsorglich nicht nach Hause gehen. Viele Mitarbeiter wollen wegen der Gefahrenlage derzeit auch nicht auf die Straße gehen.
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