H7N9

China: Duftkissen gegen Vogelgrippe

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Berlin -

Die neue Vogelgrippe H7N9 hält China in Atem: Niemand weiß, wie weit sie sich im Land verbreitet hat. Während immer weniger Leute Geflügel essen, kursieren Tipps zu vermeintlichen Wundermitteln gegen H7N9.

Die neue Vogelgrippe H7N9 hat Spuren hinterlassen in China. Etwa jeder dritte Infizierte hat die Krankheit bislang nicht überlebt. Viele Betroffene haben mit Geflügel gearbeitet, als Händler oder Köche. Das Gesundheitsministerium hat eine Warnung an Risikogruppen wie Geflügelzüchter, Händler, Fleischer und Arbeiter in der fleischverarbeitenden Industrie ausgegeben.

„Ich habe keine Angst“, sagt eine Geflügelhändlerin in der Markthalle in Peking. Zwar kamen alle Patienten bislang aus Shanghai und anderen Provinzen im Osten des Landes. Aber auch in Peking wurden Krankenhäuser in Alarmbereitschaft versetzt. Andere Provinzen in Nordchina kündigten umfassende Impfungen von Vögeln an. In Shanghai und Umgebung wurden tausende Vögel gekeult. Es weiß niemand, wie weit sich das Virus bisher im Land verteilt hat.

Eine besondere Eigenschaft macht den Kampf gegen H7N9 besonders schwer: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen die infizierten Vögel keine Symptome der Krankheit. Ausgerechnet bei Tauben stellen die Gesundheitsämter in Shanghai das Virus fest. Die Zucht von Flugtauben hat eine lange Tradition in China. Und gerade sie könnten die gefährlichen Erreger über das Land verbreiten.

Aus Angst vor H7N9 meiden viele Chinesen Geflügelfleisch in Restaurants. In Sozialen Netzwerken wie Weibo gibt es tausende Kommentare von Menschen im ganzen Land, dass sie aus Sorge um das Virus kein Geflügel mehr essen. Das bekommen auch die Gastwirte zu spüren. „Wir verkaufen nur noch etwa die Hälfte an Taubensuppe“, klagt ein Angestellter der Restaurantkette Yintai in Peking.

Gleichzeitig haben zwielichtige Mittel gegen das Virus Hochkonjunktur. Im Netz kursieren unzählige Gerüchte über Pulver oder andere Präparate, die vor dem Erreger schützen sollen. Sogar das Gesundheitsamt in der Provinz Zhejiang gab vor einigen Tagen die Empfehlung aus: „Zur Vorbeugung: Riechen Sie zweimal täglich an einem Duftkissen chinesischer Medizin, jeweils für drei Minuten.“ Das Gesundheitsamt der Provinz Jiangsu empfahl die Wurzel Banlangen, die ein bekanntes Heilmittel in China ist.

Mediziner können diesen zweifelhaften Tipps wenig abgewinnen. „Es gibt keinen Beleg, dass Banlangen gegen H7N9 hilft. Das ist nur eine Legende“, sagt ein Arzt aus Peking. Ein Kollege geht sogar noch einen Schritt weiter: „Bislang ist noch keine einzige Medizin eindeutig gut für eine Vorbeugung gegen H7N9.“

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