Gütersloh

Apotheker stirbt – und mit ihm die Apotheke

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Berlin -

Aus in Gütersloh: Im Jahr 1982 eröffnete Mohamed Azem seine Apotheke in der Spiekergasse. Anfang Juni starb er im Alter von 76 Jahren. Die Suche nach einem Nachfolger scheiterte. Die langjährigen Mitarbeiter müssen den Betrieb nun auflösen.

Schon zu Lebzeiten hatte der gebürtige Palästinenser alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Nachfolger zu finden. Mit seinem Tod erlosch automatisch die Betriebserlaubnis für die Apotheke. Eine Pharmazeutin aus einer anderen Stadt hatte noch bis vor Kurzem ihr Interesse bekundet, doch kurz vor Vertragsabschluss sprang sie ab. „Wir hatten uns schon gefreut, dass es hier weitergehen sollte, sie können sich sicher vorstellen, wie es uns dann ging“, sagt eine Mitarbeiterin aus dem Team.

Zwar sei sie selbst approbiert, doch komme sie als Nachfolgerin nicht infrage: „Ich habe schon graue Haare, mir fehlt nicht mehr viel zum Ruhestand.“ Da die in der Apotheke lagernden Medikamente und Gefahrstoffe keinem Apotheker mehr gehörten, blieb der Gesundheitsbehörde keine andere Wahl, als den Betrieb dicht zu machen. Die Erben hätten die Suche nach einem Nachfolger aufgegeben. „Die letzten vorbestellten Medikamente sind schon abgeholt worden, nur einer Kundin, die wohl im Urlaub ist, telefonieren wir noch hinterher“, erzählt die Mitarbeiterin.

Derzeit seien sie und ihre Kolleginnen nur noch mit Ausräumen beschäftigt. „Die Medikamente wird der Großhändler zurücknehmen, mit dem üblichen Abschlag. Die abgelaufenen Arzneimittel und die Chemikalien werden fachgerecht entsorgt, da haben wir hier in der Gegend entsprechende Firmen.“ Das Mobiliar lande wohl auf dem Sperrmüll. Unter Zeitdruck stünden sie nicht. „Aber wir wollen bald fertig werden, damit ein möglicher neuer Nachmieter die Räume schnell übernehmen kann.“

Kollegen und Experten schreiben das Aus der Apotheke auch dem harten Verdrängungswettbewerb untereinander und mit den Mitbewerbern aus dem Versandhandel zu. Ihm seien in Gütersloh bereits Rats-Apotheke, Ulmen-Apotheke, Löwen-Apotheke, Sonnen-Apotheke und Westfalen-Apotheke zum Opfer gefallen. Der Preiskampf sei noch härter geworden, sagte Susanne Gehring, Vertrauensapothekerin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, der Neuen Westfälischen. „Unter solchen Bedingungen geht doch kaum jemand das Risiko ein, eine andere Apotheke zu übernehmen.

Die fünf Frauen aus Azims Team wissen nicht, wie es mit ihnen weitergeht. „Darüber denken wir gerade nicht nach, wir sind hier noch gut beschäftigt. Wir haben auch keine Eile.“ Vier von ihnen seien schon seit Anbeginn dabei oder kurz nach der Eröffnung dazu gekommen. Noch stünden sie finanziell nicht unter Druck: „Nach dem Gesetz sind die Erben verpflichtet, das Gehalt nach so langer Betriebszugehörigkeit noch sieben weitere Monate zu zahlen“, berichtet die Mitarbeiterin.

Sie selbst sei erst seit Kurzem dabei. „Aber ich muss mir als Apothekerin keine Sorgen machen, ich finde schnell eine neue Stelle.“ Bei aller langjähriger Erfahrung sei so eine Situation auch neu für sie: „Ich habe Apotheken geleitet und neue mit aufgebaut, aber ich habe noch nie eine abgewickelt.“

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