Contergan-Skandal

Grünenthal zahlt Härtefälle

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Der Pharmahersteller Grünenthal hat eigenen Angaben zufolge mit der Unterstützung von schwerst geschädigten Conterganopfern in Notfällen begonnen. Einige Betroffene hätten bereits Geld erhalten, teilte der Konzern mit. Zur Zahl der Betroffenen und der Summe machte das Unternehmen keine Angaben. Der Bundesverband Contergangeschädigter lehnte die Härtefallregelung als „medienwirksame Aktion ohne jegliche Transparenz“ ab.

Grünenthal übernimmt nach eigenen Angaben in Einzelfällen Kosten für Sachleistungen, die die Sozialkassen nicht tragen. Das könne etwa der behindertengerechte Umbau eines Autos sein oder die Anschaffung von Dingen des Alltags, etwa ein leicht bedienbarer Schrank. Über die Anträge entscheidet allein Grünenthal.

Der Bundesverband Contergangeschädigter kritisierte die mangelnde Transparenz. „Was ist ein Härtefall?“, fragt eine Sprecherin. Im Lebensalter um die 50 Jahre brächen vielen Betroffenen die 'Helfersysteme' weg, weil die Eltern stürben. „Gilt das auch als Härtefall?“

Grünenthal habe beim letzten Gespräch im Mai zugesagt, bis Ende Juni ein schlüssiges Konzept zur Verbesserung der Lebenssituation Contergangeschädigter vorzulegen. Diese Frist sei ohne Reaktion verstrichen. Der Dialog mit den Contergangeschädigten sei nur ein Feigenblatt. Richtige Hilfe sähe anders aus. Zum Forderungskatalog des Verbands gehört unter anderem eine Einmalzahlung für Betroffene von im Schnitt 100.000 Euro. Grünental kommentierte die Vorwürfe unter Verweis auf eine Verschwiegenheits-Vereinbarung nicht.

In Deutschland gibt es heute noch rund 2800 Betroffene, die mit Missbildungen zur Welt kamen, nachdem ihre Mütter Ende der 50er Jahre das Schlafmittel eingenommen hatten. Mit dem Stiftungsgesetz zur Gründung der Conterganstiftung waren alle Schadenersatzansprüche gegen Grünenthal erloschen.

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