Eigentlich wollte Marlene Kissel-Lux in die elterlichen Betriebe einsteigen, doch es kommt erstmal anders: Ab Oktober übernimmt sie die beiden Apotheken einer Kollegin in Herne.
„Als Apothekerkind wächst man quasi hinter dem HV-Tisch auf“, berichtet Kissel-Lux. „Hin und wieder durften meine kleine Schwester und ich bei kleinen Dingen, wie Bonbons auspreisen oder Lakritz abwiegen, behilflich sein. Das war unfassbar spannend und aufregend für uns.“
Die elterliche Apotheke hat einst der Opa 1958 gegründet. 30 Jahre später übernahm ihr Vater Hans-Georg, der sie bis heute führt. 2006 kam eine Filiale hinzu. In Herne gibt es seither zwei Flora-Apotheken. Noch! Denn schon bald wird Marlene Kissel-Lux den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und zwei eigene Betriebe übernehmen: Die Convita-Apotheken von Angela Kischkel. Diese werden, mit Blick in die Zukunft, ab Oktober ebenfalls den Namen „Flora-Apotheke“ tragen.
„Ich durfte Pharmazie studieren, musste sicher nicht“, erklärt die 36-jährige. „Ich habe das aus freien Stücken entschieden“, ergänzt sie mit einem Augenzwinkern. „Nein im Ernst, der Gedanke, diesen Beruf zu wählen, war für mich schon einige Zeit präsent.“
Das Studium habe sie als sehr anstrengend empfunden. Und zu ihrem Bedauern mit wenig Vorbereitung auf das Leben in der öffentlichen Apotheke. „So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt, aber es ist halt ein Generalstudium, welches sehr chemie- und wirkstofflastig ist. Im Apothekenalltag bin ich beispielsweise eher weniger mit der Synthetisierung von Paracetamol beschäftigt. Für die Industrie oder eine Karriere an der Uni wäre ich allerdings top vorbereitet gewesen. Es ist leider nicht sehr praxisbezogen.“
Das Studium war zwar wirklich hart, aber ich würde diesen Weg wieder gehen.
Ihr Studium absolvierte die Apothekerin in Düsseldorf, ihr praktisches Jahr in Florida. „Seit ich fertig bin, arbeite ich bei meinem Vater.“ Sie habe eigentlich immer nochmal in anderen Apotheken ihre Erfahrungen sammeln wollen, allerdings habe sich das nie ergeben. „Mein Vater brauchte zu dem Zeitpunkt sehr dringend eine Urlaubsvertretung. Wir haben damals noch gezittert, dass meine Approbation rechtzeitig kommt.“ Die junge Pharmazeutin konnte ihren Vater fortan stets in sämtlichen Bereichen entlasten. „Zeitgleich konnte ich sukzessive ein bisschen Leitungserfahrung sammeln, nur komplett den Hut auf hatte ich noch nicht“, so Marlene Kissel-Lux.
Dies ändert sich schlagartig im Oktober, wenn die Apothekerin zwei Betriebe übernimmt. Eine Apotheke in einem Ärztehaus, die andere in einem Edeka-Einkaufsmarkt. Die Selbstständigkeit habe sich damit zwar etwas anders ergeben, als zuvor gedacht, aber sie habe sich grundsätzlich schon länger mit dem Gedanken getragen, Inhaberin zu sein.
Apotheke macht mir auf jeden Fall sehr viel Spaß, trotz haarsträubender Bürokratie.
„Ich hatte eigentlich im Kopf, die elterliche Apotheke irgendwann zu übernehmen. Mein Vater ist zwar schon Ende 60, möchte sich aber noch nicht von seinen Apotheken trennen und sehr gerne noch ein bisschen weiter machen.“ Dafür habe sie vollstes Verständnis. „Seine Flora-Apotheken bleiben bei ihm. Dennoch ist es langfristig geplant, dass auch diese in meine Hände übergehen. Irgendwann.“ Daher auch die nicht ganz zufällige Namensgebung der beiden Betriebe, die Kissel-Lux in ein paar Tagen übernimmt.
Ende 2022 sei sie über die Apobank zu den vakanten Apotheken angesprochen worden. „Es gab dann ein Blind-Date am Nikolaustag. Ich wusste nicht, wer da kommt.“ Tatsächlich kennen sich Kissel-Lux und Kischkel vom Sehen. Im Mai konnte schließlich der Kaufvertrag unterschrieben werden. „Die Gelegenheit war so gut, das konnte ich mir nicht entgehen lassen“, freut sich die Apothekerin über ihre zukünftige Inhaberschaft. Einen Monat später wurde die gesamte Belegschaft zu einem kleinen Begrüßungsfest in den Biergarten eingeladen. „Das Team ist toll, die Atmosphäre familiär“, schwärmt sie weiter.
Der 1. Oktober fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. „Die Übergabe wird wahrscheinlich unspektakulär ausfallen“, so Kissel-Lux. „Und am Montag hat die Apotheke im Ärztehaus zu, weil Brückentag ist.“ Dies habe bereits Angela Kischkel so gehandhabt und von der Kammer genehmigen lassen. „Außerdem beginnen hier in Nordrhein-Westfalen die Herbstferien. Das wäre vielleicht eine recht einsame Veranstaltung, wenn ich eine große Eröffnung vorbereiten würde.“ Dennoch soll die Kundschaft informiert werden. Daher werde es zunächst ein sogenanntes „Soft-Opening“ geben. Mitte Oktober soll dann mit etwas größerem Augenmerk, Blumen und kleinen Goodies für die Kund:innen auf den Inhaberwechsel beider Apotheken aufmerksam gemacht werden.
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