Bochum

Großbrand in Klinik dpa, 30.09.2016 08:18 Uhr aktualisiert am 30.09.2016 17:27 Uhr

Großbrand in Bochum: In der Uniklinik Gergmannsheil ist in der Nacht ein schwerer Brand ausgebrochen. Foto: KGNW
Bochum - 

Nächtlicher Großalarm in Bochum: Bei einem verheerenden Feuer in einer Klinik sind am Freitagmorgen zwei Menschen ums Leben gekommen, sieben weitere schweben in Lebensgefahr. Insgesamt erlitten 16 Menschen nach offiziellen Angaben Verletzungen. Stundenlang kämpfte die Feuerwehr gegen die Flammen in der bekannten Klinik Bergmannsheil.

Das Feuer war im sechsten Stock in einem Patientenzimmer der Abteilung zur Behandlung von Infekten ausgebrochen. Es hatte sich in Windeseile auf die beiden darüberliegenden Etagen und das Dachgeschoss ausgebreitet. Patienten waren dort allerdings nicht untergebracht.

Eines der beiden Opfer verbrannte in seinem Zimmer, in dem das Feuer um 2.35 Uhr auch ausgebrochen war. Auch ein Patient aus dem Nachbarzimmer kam nach Angaben der Klinikleitung ums Leben. Vier Schwerstverletzte wurden in Kliniken nach Aachen, Wiesbaden und Leipzig geflogen.

„Die Flammen breiteten sich innerhalb weniger Minuten aus. Auch die Feuerwehr war von dem Ausmaß überrascht, als sie bereits nach wenigen Minuten am Einsatzort eintraf. Das Brandereignis war viel weiter fortgeschritten, als zu vermuten war», sagte Gottfried Wingler-Scholz von der Bochumer Feuerwehr.

Menschen hätten an den Fenstern gestanden und um Hilfe geschrien. Wingler-Scholz rechnete damit, den ganzen Tag über im Einsatz zu sein, um letzte Glutnester zu löschen. Insgesamt waren fast 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Technischem Hilfswerk (THW) vor Ort, sie wurden aus Dortmund, Gelsenkirchen und Herne sowie von Helfern des THW Bochum unterstützt.

„Wir sind zutiefst geschockt über diesen schlimmen Vorfall, unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten den Angehörigen der beiden Patienten, die auf derart tragische Weise ums Leben gekommen sind“, sagte Klinik-Geschäftsführer Ralf Wenzel.

Patientenschützer forderten bereits Stunden nach dem Unglück Sprinkleranlagen in jedem Zimmer der Krankenhäuser und Pflegeheime. „Rund 40 Mal im Jahr brennt es in deutschen Krankenhäusern, noch häufiger in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen“, sagte Vorstand Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz der Deutschen. Krankenhaus- und Pflegeheimbetreiber würden aber ebenso halbherzig reagieren wie die Landespolitik.

Diskutiert wird nach dem Unglück unter anderem, warum es in der Klinik keine Sprinkleranlagen in den Zimmern gibt. Nach Auskunft des Krankenhauses gehören sie – anders als Brandmeldeanlagen – nicht zum Brandschutzkonzept. Im Baukonzept aus den 80er-Jahren sei das auch keine Überlegung gewesen, sagte ein Kliniksprecher. Nach Auskunft der Stadt Bochum hatten die Brandmelder den Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst.

In dem betroffenen Gebäude waren zuletzt 180 Patienten untergebracht, 100 von ihnen wurden vorzeitig entlassen, um die Lage zu entspannen. Weitere 80 Patienten wurden hausintern verlegt. Das Krankenhaus sei aber nicht in der Notfallversorgung eingeschränkt, sagte Schildhauer. „Es sind keine Operationsbereiche betroffen.“ Das Universitätsklinikum Bergmannsheil mit rund 650 Betten ist eines der größten Krankenhäuser im Ruhrgebiet.

Das Ausmaß des Feuers könnte durch ein Bettenlager verstärkt worden sein, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei einem Besuch am Brandort in Bochum. „Das muss man jetzt klären, das ist die erste Information, dass in einem Geschoss darüber eben halt Betten gelagert wurden.“ Stadt und Klinik äußerten sich dazu nicht.

Auch zum Ausmaß des Schadens machten Feuerwehr, Stadt und Klinik zunächst keine Angaben. Über die Identität der Toten wurde auch nichts bekannt. Das Dach des Klinikgebäudes wurde bei dem Feuer aber komplett zerstört. Wegen der enormen Hitze des Feuers schmolzen Fenster und Möbel.