Brandenburg

Großbrand: Apotheker betreut Feuer-Opfer

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Berlin -

Riesige Rauchschwaden ziehen über Brandenburg bis Berlin: Ein Großbrand bedrohte mehrere Dörfer. Hunderte Menschen mussten evakuiert werden. Die Betroffenen flüchteten nachts aus ihren Häusern und kamen in der Stadthalle in Treuenbritzen unter. Dort wurden sie auch von Apotheker Heiko Thielemann betreut. Der Pharmazeut war ab Mitternacht als freiwilliger Helfer im Einsatz. Seit 8 Uhr steht er wieder in seiner Sabinchen-Apotheke in der Kleinstadt.

Treuenbritzen liegt im Landkreis Potsdam-Mittelmark südlich der Landeshauptstadt. Aktuell ist die Lage ruhig. Trotz des weniger als zehn Kilometer entfernten Waldbrandes auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz kann Thielemann keinen Rauch riechen. „Der Wind steht günstig und der Rauch zieht an uns vorbei“, sagt er.

Doch die Lage ist dramatisch. Drei Orte wurden evakuiert: Tiefenbrunnen, Klausdorf und Frohnsdorf. Am Donnerstagabend brannte Medienberichten zufolge bereits eine Fläche so groß wie 400 Fußballfelder. Die Einsatzkräfte fordern Brandenburger und Berliner auf, ihre Fenster geschlossen und die Leitungen frei für echte Notrufe zu halten. Zahlreiche Feuerwehrmänner sind im Einsatz.

Thielemann ist seit gestern alarmiert. Am Abend meldete er sich mit einem Freund bei der Feuerwache, die Männer boten ihre Hilfe an. „Wir haben gefragt, ob wir irgendetwas tun können“, sagt der Apotheker. Doch da sie nicht fachmännisch geschult seien, wurden sie weggeschickt.

Im Anschluss fragte Thielemann in der örtlichen Stadthalle nach. „Dort konnte ich mich in eine Liste für ehrenamtliche Helfer eintragen.“ Nachts kam der Anruf: Der Apotheker wurde gebeten, von Mitternacht bis 3 Uhr morgens als Helfer im Evakuierungszentrum Wache zu halten. „Menschen, die mit Bussen aus den evakuierten Orten ankamen, wurden dort versorgt.“ In der Nacht waren laut Thielemann etwa 25 Menschen vor Ort, die vor den Flammen fliehen mussten. Die meisten seien privat bei Familie und Freunden untergekommen.

In der Halle unterstützen die freiwilligen Helfer das technische Hilfswerk, den Katastrophenschutz und die Feuerwehr. „Die Hilfsbereitschaft hier ist groß“, so der Apotheker. Bis zu 20 freiwillige Helfer seien wie er vor Ort gewesen, um die Betroffenen zu unterstützen. „Ich habe versucht, meinen Beitrag zu leisten“, sagt der Apotheker. Mit der Aktion will er sich nicht in den Mittelpunkt stellen: „Ich habe eigentlich gar nichts gemacht und war nur anwesend.“

Ob die Gefahr mittlerweile gebannt ist, weiß er nicht. Eine seiner Mitarbeiterinnen wohnt in einem der evakuierten Orte. „Sie hat gesagt, dass sie später kommt, weil sie ihre schulpflichtigen Kinder versorgen muss.“ Alle Schulstunden wurden gestrichen, Thielemann hat seiner Angestellten ausgerichtet, sie müsse nicht zur Arbeit kommen. Zu Schaden sei bisher keiner gekommen, so der Apotheker. „Es gibt keine abgebrannten Häuser.“

Auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen in Brandenburg brenne es regelmäßig, so Thielemann. Explosionen heizen das Feuer an und erschweren die Löscharbeiten. Der Apotheker sieht ein Problem darin, dass die Politik sich nicht um die Entsorgung der dort lagernden Munition der beiden Weltkriege kümmert. „Der Bund müsste mehr Geld in die Hand nehmen, um die Gebiete zu räumen. Dann würde es nicht jedes Jahr brennen.“

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