Pikrinsäure

Großalarm: 38 Feuerwehrleute in Apotheke

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Berlin -

Einen Großeinsatz von Polizei, LKA und Feuerwehr löste in Berlin ein Spezialgefäß mit scheinbar eingetrockneter Pikrinsäure aus. Wegen einer möglichen Explosionsgefahr wurde die Friedrichshainer Mirbach-Apotheke für zwei Stunden abgeriegelt.

„Bei uns steht die Pikrinsäure in einem Extragefäß im Labor. Am Morgen haben wir festgestellt, dass sie eingetrocknet zu sein schien“, berichtet die Inhaberin Jeannette Henning. Mithin drohte Explosionsgefahr. „Wir haben uns wie vorgeschrieben an die Apothekerkammer gewandt, wie wir vorgehen sollen. Sie riet uns, die Polizei zu rufen.“

Henning traute ihren Augen nicht angesichts des Großaufgebots, das nun zum Teil mit Schutzanzügen anrückte. Die Polizei hatte Entschärfer des Landeskriminalamts angefordert. Auch die Feuerwehr wurde hinzugezogen und kam mit weiteren 38 Einsatzkräften. „Kurz darauf rief die Kammer wieder an und räumte ein, dass ihre erste Information wohl falsch gewesen war, wir hätten von Vornherein das LKA informieren müssen.“ Aber da sei der Einsatz schon in vollem Gange gewesen.

„Wir mussten sofort raus aus der Apotheke, auch alle Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen“, erzählt Henning. Wegen der Explosionsgefahr sei ein Sperrkreis von 50 Metern eingerichtet worden, meldete später die Polizei. „Wir standen in der Kälte herum, während ein Absperrband um das Haus gespannt wurde. Da haben wir uns einen heißen Tee im Café gegenüber gegönnt und der Dinge geharrt, die da kommen.“

Sie habe noch versucht zu erklären, dass der Aufwand wohl etwas zu viel des Guten sei, berichtet Henning. „Da schien mir auch ein bisschen ein Kräftemessen zwischen Feuerwehr und Polizei im Spiel zu sein.“ Die Feuerwehr fand nach Worten ihres Sprechers Frederic Finner bei ihrem Eintreffen schon eine entspannte Situation vor. „Die Spezialisten des LKA konnten schnell Entwarnung geben, es waren auch keine Personen verletzt oder in Gefahr.“ Die ursprünglichen 38 Kräfte hätten schnell auf zehn reduziert werden können, um den Kollegen bei der Bergung des Gefahrguts zu helfen. Auch auf Twitter gaben die Einsatzkräfte schnell Entwarnung.

Das LKA habe feststellen können, dass in dem Pikrinsäurebehälter doch noch Restflüssigkeit vorhanden gewesen sei, berichtet Henning. Nach zwei Stunden seien die Einsatzkräfte abgezogen. „Man hätte den Behälter wohl normal über den entsprechenden Dienst entsorgen können. Doch das LKA fuhr damit auf einen speziellen Platz, wo er dann gesprengt werden sollte.“

Die Sorge, dass sie womöglich für den Großeinsatz zur Kasse gebeten werden könnte, sei ihr schnell genommen worden. „Uns hat man keinen Vorwurf gemacht, man sagte, wir hätten uns richtig verhalten“, sagt Henning. „Jemand bei der Polizei hat die Lawine losgetreten, man wird intern nach Fehlern suchen.“ Ob das LKA die Entsorgung des Gefäßes in Rechnung stelle, sei allerdings noch offen. Der viele Lärm um (fast) nichts hätte gut vermieden werden können, findet die Apothekerin. „Aber auf uns hat keiner mehr gehört.“

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