Baden-Württemberg

Gropius-Apotheke: Michael Hofheinz hört auf

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Berlin -

Nach 45 Jahren ist Schluss: Apotheker Michael Hofheinz reicht seine Gropius-Apotheke in Karlsruhe an Dr. Benjamin Buckel weiter. „Für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen in all den Jahren bedanke ich mich und bitte, dieses auch Herrn Dr. Buckel zu schenken. Mit Herrn Dr. Buckel und seinem Team sind Sie in Ihrer Apotheke vor Ort weiterhin in guten Händen“, informierte Hofheinz jetzt seine Kunden. Hofheinz ist nicht nur in Karlsruhe als Apotheker bekannt. Jahrelang war der 74-jährige in der Standespolitik aktiv.

Wenn er gefragt werde, warum er jetzt aufhöre, sage er immer: „Meine Knie, mein Herz, mein Kopf.“ Nicht dass den sportlichen Apotheker gesundheitliche Probleme plagten, gemeint ist damit, dass die „Entwicklung des Apothekenmarktes nur noch schwer auszuhalten ist“. Das hat Hofheinz gerade wieder mit der Bürokratie bei der Übergabe seiner Apotheke zu spüren bekommen. „Das ganze Theater mit der EDV“, erläutert Hofheinz, diese müsse er quasi „nackt“ an den Nachfolger übergeben: Alte erledigte Vorgänge müssen bei der Übergabe gelöscht sein.

Für die Zeit nach seinem ausgefüllten Apothekerleben hat Hofheinz vorgesorgt. „Die Woche hat nicht genug Tage für alle meine sportlichen Hobbys.“ Mit Tennis, Golf, Mountainbike und weiteren Aktivitäten hält sich Hofheinz fit. Und natürlich „plaudert“ er immer noch so gerne – eine Leidenschaft, die Hofheinz über die Jahre kultiviert hat.

Vor vier Jahren hat Hofheinz bereits der Verbandspolitik den Rücken gekehrt. Das erklärte er so: Ein Jahr zuvor habe er im Fernsehen eine Dokumentation über die Ex-DDR und ihre vergreisten Funktionäre gesehen. „So will ich nicht enden“, sagte er damals zu seiner Frau: „Das müssen auch bei uns Jüngere machen.“ Einen Rat gab Hofheinz seinen jüngeren Kollegen mit auf den Weg geben: Statt über die Misslichkeiten der Berufspolitik zu jammern und sich aufzuregen, „sollen sie doch direkt bei der Abda anrufen und nachfragen“. So habe er das immer gehalten und sei damit gut gefahren: „Ich habe die Abda immer gelöchert und gelöchert, so lange nachgefragt, bis ich eine Antwort erhielt.“

14 Tage nach seiner Approbation hatte Hofheinz 1975 die Gropius-Apotheke gegründet. Und weil er schnell seine dafür aufgenommenen Schulden bei der Bank loswerden wollte, hat er hohe Tilgungen gezahlt: „Das angeblich goldene Zeitalter der Apotheken habe ich daher nicht erlebt“, so Hofheinz: „Ich hatte nicht mehr Hosen im Schrank als im Studium.“ Früh hat sich Hofheinz für die Berufspolitik interessiert und engagiert. Mit Gerhard Haaf, Inhaber der Karlsruher Residenz-Apotheke, führte er über zwei Jahrzehnte hinweg als Vorsitzender die mitgliederstarke LAV-Region Karlsruhe. Gemeinsam mit den Kollegen vor Ort gründeten beide 1988 zusätzlich den eigenständigen Verein „Gruppe Karlsruher Apotheker“, der vor allem gemeinsame Image- Marketing- und Werbeaktivitäten in Karlsruhe initiierte und koordinierte.

Das wohl anschaulichste Beispiel für solche Maßnahmen ist noch heute in Karlsruhe täglich präsent: Die Gruppe ließ unter der Regie von Hofheinz und Haaf einen kompletten Straßenbahnzug mit dem Apotheken-Markenzeichen, dem roten Apotheken-A, bekleben. Die beiden kümmerten sich auch um gemeinsame Gesundheitsaktionen wie zum Beispiel die „Karlsruher Gesundheitstage“ und transportierten damit gesundheitspolitische Themen zu den und Kollegen, in die Medien und zu den politischen Repräsentanten vor Ort. In regelmäßigen „Kamingesprächen“ und Arbeitsessen hielt Hofheinz engen Kontakt mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus dem Bereich der Gesundheitspolitik.

Wichtig war Hofheinz dabei immer und vor allem der kollegiale Zusammenhalt der Karlsruher Apothekerschaft. „Zusammenhalt ist besser als ruinöser Wettbewerb“, so das Credo von Hofheinz. Auch darauf führt der Inhaber der Gropius-Apotheke zurück, dass Karlsruher Apotheken bei Tests besser abgeschnitten hätten als Apotheken in anderen Städten. „Was wir allerdings nicht gemacht haben“, sagt Hofheinz, „unsere Zeit damit verschwendet, uns ständig auf die Schultern zu klopfen, uns loben zulassen und der Selbstdarstellung zu huldigen.“

 

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