In Deutschland sinkt die Zahl der Apotheken, in den vergangenen Jahren wurden regelmäßig weniger neu eröffnet als geschlossen. Dennoch haben im nordrhein-westfälischen Grevenbroich Politiker gegen die Eröffnung einer neuen Apotheke gestimmt – weil sie den Standort abseits der Innenstadt zu attraktiv machen würde.
Die Apotheke sollte in einem ehemaligen Praktikerbaumarkt an dem Standort „Am Hammerwerk“ im Südwesten der Stadt eröffnet werden. Das Problem: Die Stadt Grevenbroich hat 2001 ein „Einzelhandelsstandortkonzept“ erarbeiten lassen, das als Leitbild für die Stadtentwicklung dienen sollte. Damit sollen zentrumsnahe Läden gestärkt und geschützt werden.
In dem Plan ist unter anderem vorgesehen, dass sich in Fachmarktzentren wie dem Standort „Am Hammerwerk“ ausschließlich Einzelhändler mit „nicht zentrenrelevantem Kernsortiment“ ansiedeln dürfen.
Dazu gehört eine Apotheke aus Sicht der Stadt nicht. Sie würde die Attraktivität des Standortes zu sehr steigern, befürchtet die Stadtverwaltung. Ein dm-Drogeriemarkt und die Erweiterung des Edeka-Marktes sind aus Sicht der Politiker hingegen vertretbar.
Die Fraktionen der Stadtverwaltung standen im konkreten Fall der Apotheke vor der Wahl, sich für das Standortkonzept und damit gegen die Apotheke auszusprechen – oder andersherum. Ratsherr Wolfgang Kaiser von der CDU Grevenbroich erklärt: „Wir hätten mit der Apotheke kein Problem, aber die Standortproblematik bleibt.“
Denn die Stadt habe erst kürzlich Gelder für die Aufwertung der Innenstadt beantragt, so Kaiser. Die Stadtverwaltung befürchtet, dass diese Gelder gestrichen werden könnten, wenn der Standort außerhalb des Zentrums zu sehr gestärkt werden würde. Daher werden alle Ansiedlungswünsche geprüft, nicht nur die Apotheke.
Gestern hat der Planungsausschuss beschlossen, der Stadtverwaltung zu empfehlen, die Apotheke nicht zu genehmigen. In der kommenden Woche soll endgültig abgestimmt werden.
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