Die Prämie für Elektroautos der Bundesregierung läuft schleppend an. Die Fördersumme ist bisher zu 17 Prozent ausgeschöpft. In Apotheken scheint das Interesse dagegen groß. Inhaber können über das Projekt „Klimaprofi für den Mittelstand“ eine kostenfreie Testwoche vereinbaren. Apotheker Marcus Büschges wurde überzeugt und tauscht sein Botenfahrzeug gegen ein klimafreundliches Modell.
Büschges ist Inhaber der 1992 gegründeten Marcus-Apotheke im nordrhein-westfälischen Dülken. Die Klimaberater vom Berliner Mittelstandsverbund haben ihm das E-Auto empfohlen. „Die Woche war sensationell“, sagt er. Die Rückmeldungen der drei Auslieferer seien sehr gut gewesen. „Sie standen heulend vor mir, als ich das Auto zurückgegeben musste.“
Vor etwa drei Wochen holte Büschges den elektronischen Smart ab. Das Auto gehört dem Mittelstandsverbund. „Der Wagen ist sehr wendig und bietet genug Platz.“ Der Apotheker beschäftigt drei Boten im Mini-Job und stellt seinen Mitarbeitern zum Transport den Kleinwagen VW up! bereit. „Da brauchen wir den Rücksitz eigentlich gar nicht.“
Auch die Reichweite einer Ladung sei vollkommen ausreichend, so Büschges. „Wir fahren maximal 70 Kilometer pro Tag. Da reicht die Energie auch im Winter, wenn man die Heizung anmachen muss.“ Laut Ernst Panse vom Mittelstandsverbund ist den Apothekern das Thema öffentliche Ladestationen im professionellen Bereich egal, da sie es nach Dienstschluss laden. Wichtig sei jedoch, dass man eine Außensteckdose oder eine Ladestation habe, so Büschges.
Der Apotheker schickt seine Boten zweimal täglich zu Kunden. Der Wagen wird nachts wieder aufgeladen. „Der Einsatz von Elektroautos im Botendienst ist ideal“, sagt Panse. Eine volle Ladung kostet laut Büschges etwa ein Drittel der Spritkosten. Zudem könne über ein technisches Verfahren etwa durch das Bremsen Energie zurückgewonnen werden. Außerdem seien die Verschleißkosten niedriger, da die Fahrzeuge weniger Öl und Inspektionen benötigten.
Das Projekt Klimaprofi richtet sich an die fünf mittelständischen Branchen Apotheken, Bäcker, Fleischer, Friseure und Kfz-Werkstätten. Seit Anfang 2016 werden Firmen von Klimaexperten beraten. Der E-Auto-Test wurde Ende 2017 eingeführt und ist beliebt. „Die Testwochen waren nicht geplant, sind aber ein gut angenommenes Konzept“, sagt Panse. Das kostenlose Angebot sei wichtig.
Bisher haben fünf Apotheken das E-Auto ausprobiert. Teilnehmen können Betriebe in der Region um Köln. Bis September sei der Wagen ausgebucht. Nach dem Test komme für 80 Prozent aller Apotheken eher eine Anschaffung in Frage, so Panse. „Wir erwarten, dass am Ende des Projekts mindestens 20 Apotheken auf E-Mobilität umsteigen.“
Büschges rüstet um. Der Apotheker hat einen elektronischen Smart bestellt. „Ich finde das Ding super“, sagt er. Allerdings müsse man sich an die Geschwindigkeit von etwa 100 Kilometer pro Stunde erst gewöhnen. Je langsamer man fahre, desto länger halte die Batterie. Die Kosten für einen Neuwagen liegen bei rund 24.000 Euro. Der Apotheker will auf dem neuen Lieferfahrzeug auch per Reklame hinweisen, dass kein Benzin für die Lieferung von Arzneimitteln verbrannt wird.
Auch privat sattelt Büschges um – leistet sich jedoch ein Elektroauto mit mehr Leistung. „Ich lass mich überraschen, wie das wird“, sagt der Inhaber, der auch das Konzept „Lieber Natürlich“ unterstützt. Die Bundesregierung fördert den Kauf eines rein elektrischen Fahrzeugs bis 2019 mit einer Prämie von 4000 Euro. Insgesamt stehen 600 Millionen Euro bereit, auch für Plug-in-Hybride, die wiederum mit 3000 Euro gefördert werden.
Die Kornhaus-Apotheke im Allgäu stellte bereits vor drei Jahren auf E-Autos um. Inhaber Dr. Robert Stenz entschied sich aus Kosten- und Umweltgründen für zwei Renaults ZOE für den Botendienst. Lieferanten fahren auch per E-Bike Arzneimittel aus: Apothekerin Susanne Wohlfarth aus dem baden-württembergischen Niedereschach bevorzugt diese Art der Fortbewegung, da der Ort recht bergig ist und bis zu 18-prozentige Steigungen hat. Apotheker Gerd Franke aus Olpe liefert bereits mit E-Autos und nahm 2017 eine Ladestation für Fahrräder vor der Franziskus-Apotheke in Betrieb.
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