Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will sich nicht in den Streit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und seine Zulassung in der EU einschalten. Es gebe derzeit keinen Grund zu einer Neubewertung der Lage.
„Im letzten Sommer gab es eine gemeinsame Risikobewertung der zuständigen Geschäftsbereiche des Landwirtschafts- und des Umweltministeriums, die einem Einsatz nicht entgegensteht“, teilte das Gesundheitsministerium (BMG) auf Anfrage in Berlin mit. „Da sich an den Fakten seitdem nichts geändert hat, sehen wir keine neue Sachlage, die dieser Bewertung entgegenstehen sollte.“
Die EU-Zulassung für Glyphosat läuft Ende Juni aus. Die SPD-Minister, darunter Umweltministerin Barbara Hendricks, wollen sie weder verlängern noch erneuern. Die weit verbreitete Chemikalie steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Deutschen Experten zufolge besteht bei sachgerechter Anwendung aber keine Gefahr. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) verweist wie das Gesundheitsministerium auf diese Risikobewertung. Die SPD begründet ihr Nein mit dem Vorsorgeprinzip: Solange der Verdacht im Raum stehe, dass Glyphosat gesundheitsschädlich sei, dürfe es nicht zum Einsatz kommen.
Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird es vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet, in Deutschland auf rund 40 Prozent der Felder. Dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zufolge wurden 2014 in der Bundesrepublik 5426 Tonnen des Wirkstoffs verkauft, davon 95 Tonnen an Privatpersonen. Dabei werden Glyphosat oft noch Beistoffe zugemischt. Diese Stoffe sind nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zum Teil giftiger als das Glyphosat selbst.
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