Glatteis: Standhaft bleiben durch Pinguin-Gang Katharina Brand, 17.01.2024 15:53 Uhr
Wenn ältere Menschen auf den Kopf oder die Hüfte fallen, riskieren sie mitunter schwere Verletzungen. Deshalb rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) zum Pinguin-Gang bei Glatteis.
Wenn ältere Menschen stürzen, kann das zu einem schweren Schädel-Hirn-Trauma führen. Oft brechen sie sich auch den Oberschenkelhals. Statistiken des TraumaRegister DGU zeigen, dass im Winter mehr über 70-Jährige durch Stürze schwer verletzt werden. Expert:innen verbinden dies direkt mit den häufigen Glatteisunfällen in dieser Jahreszeit.
Dr. Christopher Spering, Leiter der DGOU-Sektion Prävention, erklärt: „Ältere Menschen sind aufgrund ihrer schwachen Knochensubstanz viel gefährdeter. Bei einem Sturz kommt es daher schnell zu einem Bruch von großen und sonst stabilen Knochen wie der Hüfte. Eine Hüftprothese ist dann nötig, um die Mobilität zu erhalten. Durch die Operation werden die älteren Menschen jedoch in erheblichem Umfang belastet.“
„Hilfreich ist es, vorbeugend langsam zu gehen. Der Watschelgang des Pinguins ist eine einfache und wirksame Methode, die jeder umsetzen kann“, ergänzt DGOU-Präsident Professor Dr. Andreas Seekamp.
Wie funktioniert's?
Beim Pinguin-Gang ist der Körperschwerpunkt über dem vorderen Bein, also dem Bein, das gerade auftritt. Man geht sehr langsam und gleitet in kleinen Schritten auf der ganzen Sohle dahin. Die Körperhaltung ist leicht nach vorn geneigt. Das macht den Gang stabiler. So wird das Risiko verringert, auf glattem Boden das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen.
„Sollte es doch zu einem Sturz kommen, können wir nach vorne fallen und uns abrollen. Ein Sturz auf den Hinterkopf wird weitgehend vermieden. Denn das wäre vor allem für Menschen fatal, die Blutverdünner einnehmen“, erklärt Spering.
Neben dem Pinguin-Gang verraten Orthopäd:innen und Unfallchirurg:innen weitere Tipps, um auf spiegelglatten Oberflächen sicher unterwegs zu sein. Das gilt nicht nur für ältere, unsichere Fußgänger:innen:
- Halt finden: Mit einer anderen Person eingehakt gehen oder an einem Geländer Halt finden.
- Winterschuhe mit Profil: Wer elegante Schuhe bei der Arbeit tragen muss, sollte diese erst im Büro anziehen.
- Spikes: Spikes machen normale Schuhe winterfest. Sie sind einfach anzubringen und verhindern das Ausrutschen.
- Eis-Pickel für Krücken und Gehstöcke: Diese sind einfach anzubringen und können eingeklappt werden, wenn sie nicht benötigt werden.
- Das Fahrrad stehen lassen: Ohne Winterreifen rutschen die Räder auf Schnee und Eis beim Bremsen leicht weg, was ein hohes Unfallrisiko darstellt. Deshalb: Bei Glätte das Rad lieber stehen lassen.
- Für ältere und unsichere Fußgänger:innen: Kein unnötiges Risiko eingehen und bei Glätte im Zweifelsfall zu Hause bleiben!
Vermehrt Knochenbrüche
In den letzten Tagen meldeten Deutschlands unfallchirurgische Kliniken viele Knochenbrüche. Unfallchirurgen mussten teilweise rund um die Uhr operieren. Sie nutzten das „TraumaNetzwerk DGU“, um Patienten zu anderen Kliniken zu verlegen. Die Kliniken änderten ihre OP-Tagesprogramme. So konnten Notfallteams die akuten Verletzungen in extra eingerichteten OP-Sälen behandeln.