Gewalt gegenüber Ärzten und Pflegern nimmt zu Carolin Ciulli, 12.04.2024 08:43 Uhr
Knochenbrüche, Gehirnerschütterung, Platzwunden: Medizinisches Personal sieht sich verstärkt Übergriffen durch Patientinnen und Patienten und deren Angehörige ausgesetzt. Die Gründe: Drogen, Ungeduld, Unverständnis.
Übergriffe auf Ärztinnen und Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger haben nach Angaben des Landeskriminalamtes im vergangenen Jahr zugenommen. 126 Körperverletzungen und tätliche Angriffe in Krankenhäusern wurden registriert, wie eine Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik zeigt. 2022 waren es demnach noch 115 gemeldete Fälle gewesen, im Jahr davor 89. Der deutlich größere Anteil der Angriffe richtete sich demnach gegen Pflegekräfte, der kleinere gegen Ärztinnen und Ärzte. Die Statistik erfasst nicht, wer die Angreifer sind.
Dr. Peter Bobbert vom Ärzteverband Marburger Bund sagte vor wenigen Wochen angesichts bundesweit gestiegener Zahlen, gerade in Rettungsstellen der Krankenhäuser gebe es viele Gewalterfahrungen. Oft spiele Alkohol eine Rolle bei gewalttätigen Patienten. Auch das Gewaltpotenzial von Familienangehörigen oder Bekannten der Patientinnen und Patienten habe in erheblichem Umfang zugenommen. Auslöser für Gewaltsituationen könnten beispielsweise als zu lang empfundene Wartezeiten sein.
Der Mediziner sagte: Leider seien es keine Einzelfälle und leider sei es auch keine gefühlte Wahrnehmung, denn die Zahlen zeigten einen deutlichen Anstieg von Gewalterfahrungen des pflegerischen und ärztlichen Personals in Krankenhäusern. Er vermute, dass es ein großes Dunkelfeld gebe und viele Fälle verbaler Gewalt und Bedrohungen gar nicht erst erfasst würden.
Bobbert forderte unter anderem Deeskalationstrainings für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bessere Sicherheitsmaßnahmen in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen.