Am Körper tragbare Minicomputer werden für Verbraucher immer wichtiger. Davon geht Florian Schumacher aus, der selbst leidenschaftlicher Self-Tracker ist. Immer mehr Menschen nutzten vor allem Geräte zur Bewegungsmessung, sagte der Ingenieur bei der Digitalkonferenz VISION.A von APOTHEKE ADHOC. Einen gravierenden Einfluss von Krankenkassen auf Versicherte anhand der ermittelten Daten sieht er nicht.
Die Messung von Bewegung mit Hilfe von Geräten wie Smartwatches oder Fitnessarmbändern sei ein großer Trend, so Schumacher. Die neuen Angebote erforderten einen erhöhten Beratungsbedarf. „Hier sehe ich eine Chance für Apotheken.“ Für Pharmazeuten sei es sinnvoll, über Wearables Bescheid zu wissen und Fragen von Nutzern beantworten zu können. Denn die Verbraucher wollten schnelle Antworten und nicht lange auf einen Arzttermin warten.
Die steigenden Beratungsleistungen der digitalen Angebote seien besonders im Bereich der Telemedizin spannend. Diabetiker etwa könnten sich anhand ihrer Messwerte in Gruppen austauschen und würden dabei von einem Heilberufler betreut.
Beispiele von neuen digitalen Angeboten seien etwa Bluetooth-Schwangerschaftstests, vernetzte Fieberthermometer oder „smarte Pflaster“. Textilien mit integrierter Messtechnik seien dagegen noch zu umständlich für den Einsatz im Massenmarkt, so Schumacher. Vorreiter in Sachen Wearables sind die USA. Dort gebe es auch ein Gerät, das Nutzer bei Nichtbeachtung der Vorgaben schlimmstenfalls mit Elektrostößen bestrafe. Anwender berichteten von dem Armband „Pavlok“, mit dem man sich negative Angewohnheiten abgewöhnen könne.
In den USA seien auch Versicherer bei der Integration von Wearables weiter. Hierzulande sieht Schumacher keine drohende Beeinflussung: „Ich glaube nicht, dass wir zeitnah ein massives Solidaritätsproblem erhalten werden.“ Anderer Meinung ist Apothekerin Tatjana Zambo: „Ich bin mir nicht so sicher, ob die Krankenkassen nicht bereits auf die Daten warten“, sagte die Inhaberin zweier Vital-Apotheken in Gaggenau bei einer Podiumsdiskussion.
Für Apotheken sei es wichtig, dass sie eine Nutzenfunktion erhielten und Daten auswerteten, so Zambo. Die Resultate könnten beispielsweise in das Medikationsmanagement mit eingebaut werden. Voraussetzung sei, dass die Daten sensibel behandelt und geschützt würden.
Auch Professor Dr. Carsten Wegner verwies darauf, dass Unternehmen die Daten mit Sorgfalt behandeln müssten. Rechtlich müsse geklärt sein, wie die Informationen intern und extern gesichert würden. Dr. Georg Ralle, ehemaliger Chef der Springer Medizin Verlage und Mitinhaber des Ärztlichen Nachrichtendienstes änd, warnte davor, Patientendaten nicht anonymisiert weiterzugeben: „Gesundheitsdaten benötigen einen hohen Schutz.“ Noch sei gar nicht klar, welche Folgen sich daraus ergeben könnten.
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