Gestatten, Ada – die Alexa-PTA APOTHEKE ADHOC, 15.08.2018 08:01 Uhr
Mit Ada ist es wie am HV-Tisch: Mit jeder Frage lernt die „Gesundheitshelferin“ dazu. Ada ist keine PTA, sondern die Beratungs-App des gleichnamigen Berliner Start-ups. Anhand der gesammelten Daten von Millionen Nutzern weltweit gibt die Anwendung eine Behandlungsempfehlung ab. Die Gründer wollen auch Krankenkassen an Bord holen und werben mit einer großen Plakatkampagne für das Angebot.
Bluthochdruck, Diabetes, Schwangerschaft: Ada klappert beim Nutzer zunächst Standardfragen ab, bevor ein „neuer Fall“ gestartet wird. Die kostenlose Anwendung der 2011 gegründeten Berliner Firma Ada Health war seit 2016 zunächst nur auf englisch verfügbar. Seit November 2017 gibt es sie auch auf deutsch. Derzeit zählt die Firma 4 Millionen Nutzer. Insgesamt gab es 6 Millionen Symptomanalysen.
Bei der App handelt es sich um künstliche Intelligenz. Ada stellt laut Firmenangaben einfache, relevante Fragen und vergleicht die Antworten mit Tausenden von ähnlichen Fällen, um die wahrscheinlichsten Ursachen für die Symptome zu ermitteln. Nach der Analyse schlägt Ada vor, ob der Nutzer zum Arzt, Apotheker, Spezialisten oder zur Notfallversorgung wechseln soll.
Die Firma geht auf Daniel Nathrath, Dr. Claire Novorol, und Dr. Martin Hirsch zurück. Das heute rund 120-köpfige Team besteht aus Softwareentwicklern, Medizinern und Wissenschaftlern. Kurz nach der Gründung begann der Aufbau einer Datenbank. Darin sind Fachliteratur, reale Fälle sowie Daten aus Universitäten enthalten. Ada nutzt einen Algorithmus, um die Beschwerden der Nutzer einzuordnen und eine Behandlung zu empfehlen. Bei der Anmeldung können Nutzer einwilligen, relevante Behandlungsoptionen angezeigt zu bekommen oder wegen klinischer Studien kontaktiert zu werden. Mit der Anwendung kann eine Beratung für sich selbst sowie für andere eingeholt werden. Es wird nach Symptomen gefragt, wie lange diese anhalten und wie intensiv sie sind.
Ada spricht den Nutzer direkt an und fragt auch nach emotionalen Schäden. Nach etwa 20 Fragen bedankt sich die Helferin und erstellt einen Bericht. „Bitte denk daran, dass dies keine medizinische Diagnose ist“, betont die App. Im Zweifelsfall sollte eine Arztmeinung eingeholt werden. In dem Bericht wird auf mögliche Ursachen verwiesen. Dabei gibt die App an, ob die Beschwerden selbst behandelt werden können: „Personen mit ähnlichen Symptomen können sie normalerweise selbst behandeln, du kannst dich aber auch in einer Apotheke beraten lassen“, rät Ada etwa bei unspezifischen Bauchschmerzen. Ist der Nutzer mit der Antwort unzufrieden, kann er die Datenbank mit den Gründen füttern.
Ende 2017 holte das Unternehmen 40 Millionen Euro für die weitere Expansion ein. Neben neuen Ingenieuren, Wissenschaftlern und Medizinern sollte vor allem ein Büro in den USA her. In London und München gibt es bereits Niederlassungen. Eine Investmentgruppe des russischstämmigen Multimilliardärs Len Blavatnik (Warner Music Group) hat den größten Teil der 40 Millionen Euro beigesteuert. Der Rest kam unter anderem vom Technologie-Investor June Fund, der mittelbar mit Google verbunden ist, sowie vom Investor William Tunstall-Pedoe, dem Erfinder der Technologie hinter Amazons Alexa-System.
Hierzulande will die Firma derzeit die Bekanntheit erhöhen. In Berlin wird seit Monaten immer wieder mit großflächigen Plakaten in Bahnhöfen auf die kostenlose Dienstleistung hingewiesen. Im Juni war Nathrath mit vier weiteren App-Anbietern bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), um die Dienstleistung vorzustellen. „Entscheidend für unseren Erfolg in Deutschland wird sein, die Leistungserbringer, sprich Kassen und Versicherungen, mit an Bord zu holen. Für sie bieten wir einen erheblichen Mehrwert, indem Patienten bereits mit unseren Analyseergebnissen zum Arzt gehen – und indem Patienten direkt zum richtigen Arzt verwiesen werden. Wir sind hier in sehr guten Gesprächen mit Kassen und Versicherungen“, sagte Nathrath Ende 2017 in einem Interview.