HIV-Ansteckung

Prozess: HIV-Infektion verschwiegen dpa, 01.06.2017 13:27 Uhr aktualisiert am 01.06.2017 18:02 Uhr

Ein Ex-Junkie steht vor Gericht, weil er seiner damaligen Freundin seine gefährliche Infektion verschwiegen haben soll. Foto: Elke Hinkelbein
Düsseldorf - 

Weil er seiner Freundin gefährliche Infektionen verschwiegen haben soll, steht ein 29-jähriger Düsseldorfer seit Donnerstag vor Gericht. Ihm droht eine Verurteilung wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Aber auch ein Freispruch scheint nicht ausgeschlossen. Der Mann ist nach eigenen Angaben HIV-positiv und trägt den Hepatitis-C-Erreger in sich. Beides soll er seiner Freundin verschwiegen und mit ihr ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben. Die Frau hatte Glück und steckte sich nicht an. Nachdem die Beziehung beendet war, zeigte sie den Ex-Junkie aber an. 

Im Prozess vor dem Amtsgericht bestritt der Angeklagte am Donnerstag die Vorwürfe: Seine Ex-Freundin habe von den Infektionen gewusst und sei sogar mit ihm bei einem Vorsorgegespräch in der Uniklinik gewesen. Nach der Trennung habe sie via Facebook einen Rachefeldzug angekündigt („Ich mach' euch das Leben zur Hölle“) und ihn dann angezeigt. Zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs sei die Virenlast unterhalb der Nachweisgrenze und das Ansteckungsrisiko sehr gering gewesen.

Der Angeklagte entband den Arzt, der das Vorsorgegespräch geführt haben soll, von seiner Schweigepflicht. Er soll nun als Zeuge vernommen werden. Außerdem will das Gericht die angeblichen Facebook-Drohungen der Frau ansehen.

Die 31-jährige Auszubildende beteuerte als Zeugin, dass ihr Ex-Freund seine HIV-Infektion nicht erwähnt habe. Er sei sauber, habe er gesagt. Nur deswegen habe sie ungeschützten Sex mit ihm gehabt. Sie habe ihn zwar auf die HIV-Medikamente angesprochen, die in der Wohnung lagen, doch er habe behauptet, die Tabletten seien noch von seiner Ex-Frau. In der Uniklinik sei sie noch nie gewesen: „Ich weiß gar nicht, wo die ist.“

Erst von der Mutter des Angeklagten habe sie von der Gefahr erfahren: „Ich war geschockt und habe Angst bekommen.“ Weil zwischen der angeblichen Hiobs-Botschaft und der Strafanzeige noch Wochen vergingen, äußerte die Amtsrichterin Zweifel an der Aussage: „Das sieht so aus wie: Dem würg' ich noch eine rein.“

Doch die 31-Jährige beteuerte, sie habe einfach länger gebraucht, um sich einem Test zu unterziehen und ihn anzuzeigen: „Ich hatte wahnsinnige Angst vor dem Ergebnis.“ Ihre Nachfolgerin an der Seite des Angeklagten gab als Zeugin zu Protokoll, sie selbst habe von der HIV-Infektion gewusst, dennoch ungeschützten Sex gehabt und sogar ein Kind mit dem Angeklagten gezeugt. Der neun Monate alte Junge und sie selbst hätten sich nicht infiziert.