Potenzielle Suchtgefahr

Gefährliche Trenddroge: Nikotinbeutel bei Jugendlichen beliebt Sandra Piontek, 03.08.2024 08:17 Uhr

Als Snus wird eine in Norwegen und Schweden verbreitete Form von Oraltabak bezeichnet. Foto: Abarons-adobestock.com
Berlin - 

Eine neue Trenddroge wird bei Jugendlichen immer beliebter: Sogenannte „Nikotin Pouches" werden unter die Oberlippe geklemmt. Die Suchtgefahr ist hoch, da der Oraltabak ein Vielfaches an Nikotin enthält als handelsübliche Zigaretten. Das Erschreckende: 80 bis 90 Prozent der Schüler:innen kennen das Produkt oder haben es teilweise schon selbst konsumiert.

Bei den „Nikotin Pouches“ handelt es sich um tabakfreie Nikotinbeutel. Der originale „Snus“ ist ein in Schweden und Norwegen weit verbreitetes Produkt, welches im Gegensatz zu den „Pouches“ auch Tabak enthält. In Deutschland zeichnet sich derzeit ein Trend der neuen Droge ab. Vor allem unter Schüler:innen wird der Konsum der kleinen Beutel immer beliebter. Das Produkt birgt jedoch besorgniserregende Gesundheitsrisiken. Denn: Bereits ein Beutel enthält ein Vielfaches an Nikotin. Der Gehalt entspricht etwa dem von drei bis sechs Zigaretten.

Neben der potenziellen Suchtgefahr kann es zudem zu einer akuten Nikotinvergiftung kommen. Konsument:innen können Übelkeit und Erbrechen erleiden. Zwischen Zahnfleisch und Lippe geklemmt wird das Nikotin zügig freigesetzt und kann rauschähnliche Zustände hervorrufen, die bis zur Ohnmacht führen können. Zusätzlich enthalten sind Wasser, Füll- und Feuchthaltemitteln sowie Aromen und Salz. Das Problem: Hierzulande werden diese Produkte als „Novel Food“ eingestuft. Für den legalen Vertrieb bräuchten die Nikotin Pouches erst eine Zulassung. Das Inverkehrbringen von den tabakfreien Nikotinbeuteln stellt somit eine Straftat dar.

Fast jeder kennt Pouches

„Dieses rechtliche Verbot scheint den Zugang von Jugendlichen zum Produkt allerdings nur bedingt einzudämmen“, wie der Jugendschutzbeauftragte des Ordnungsamtes Treptow-Köpenick berichtet. „80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler, mit denen ich im vergangenen Jahr im Rahmen von mehr als 90 Präventionsveranstaltungen Kontakt hatte, kennen das Produkt und haben zum Teil auch schon selbst Erfahrungen damit gemacht.“

Dabei lernen viele Jugendliche das Produkt über die sozialen Medien kennen. Erschreckend: „Schon in 7. Klassen gab es Berichte über den Konsum solcher tabakfreien Nikotin Pouches, die zum Bewusstseinsverlust und einem Notarzteinsatz führten“, so der Experte. „Aus unserer Sicht problematisch wird es vor allem dann, wenn erziehungsberechtigte Personen erstens nicht wissen, was ihre Kinder in den sozialen Medien konsumieren, und zweitens weder Lehrkräfte noch Schulsozialarbeiter oder die Eltern diese neuartigen Produkte kennen oder einordnen können.“, so der Jugendschutzbeauftragte.

Das Problem: Die kleinen Nikotinbeutel seien im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten für das ungeübte Auge nicht sofort erkennbar und blieben so einfacher unentdeckt.